Frankreich nach dem WM-Sieg Tränengas und Unfälle am Rande der Jubelfeiern

Paris/Stuttgart · Nach Frankreichs WM-Sieg wurde nicht nur gejubelt. In einigen Städten kam es zu Gewalt und Ausschreitungen, mehrere Menschen wurden bei Unfällen verletzt oder starben. Plünderer auf den Pariser Champs-Elysées vertrieb die Polizei mit Tränengas. In Stuttgart nahm die Polizei 55 kroatische Fans fest.

An den nördlichen Champs-Elysees trieb die Polizei nach der Siegesfeier Randalierer mit Tränengas auseinander.

An den nördlichen Champs-Elysees trieb die Polizei nach der Siegesfeier Randalierer mit Tränengas auseinander.

Foto: AFP/LUDOVIC MARIN

Nach dem 4:2-Sieg der Franzosen gegen Kroatien bei der Fußbalal-WM in Moskau hatten hunderttausende Fans auf den Champs-Elysées in Paris ausgelassen gefeiert. Am späten Abend lief die Jubelfeier jedoch im nördlichen Teil des Boulevards zeitweilig aus dem Ruder. Nach Zusammenstößen vereinzelter Fans mit der Polizei reagierte diese mit Tränengasbeschuss und räumte einen Teil der Prachtstraße. Zuvor waren Steine und andere Geschosse auf Sicherheitskräfte geschleudert worden, Geschäfte wurden beschädigt.

Dutzende Jugendliche hätten die Fensterscheiben eines Geschäfts zerstört, berichtete ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP. Etwa 30 Jugendliche, von denen viele vermummt waren, brachen in eine ‘Publicis’-Filiale ein und stahlen Wein- und Champagnerflaschen. Einige lachten und filmten sich selbst mit ihren Handys. Manche bewarfen die Sicherheitskräfte mit Gegenständen, die Polizei reagierte daraufhin mit dem Einsatz von Tränengas. "So feiert man nicht", sagte ein in Tränen aufgelöster Unbeteiligter in einem Frankreich-Trikot.

In Paris waren anlässlich der Feiern zum WM-Finale am Sonntag und des französischen Nationalfeiertags am Samstag etwa 110.000 Polizisten im Einsatz. Das Land ist nach einer Reihe von Terroranschlägen seit 2015 nach wie vor in hoher Alarmbereitschaft.

Auch in den französischen Städten Lyon, Marseille, Straßburg und Rouen kam es nach dem Weltmeisterschaftssieg zu Ausschreitungen. In Lyon kletterten Jugendliche beim Public-Viewing auf ein Polizeiauto. Die Polizei setzte Tränengas ein, die Jugendlichen warfen Gegenstände und setzten Mülltonnen in Brand. Auf einer Brücke versuchten etwa 50 Jugendliche eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Acht junge Leute wurden festgenommen.

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Foto: REUTERS/GONZALO FUENTES

Überdies ereigneten sich am Rande der WM-Feiern mehrere schwere Unfälle: In Frouard nahe der ostfranzösischen Stadt Nancy wurden ein dreijähriger Junge und zwei sechsjährige Mädchen schwer verletzt, als sie während der Siegesfeiern von einem Motorrad angefahren wurden. Der Motorradfahrer flüchtete nach Angaben der Behörden.

In der Alpenstadt Annecy starb laut Polizei ein 50-jähriger Mann, als er nach dem Schlusspfiff in einen flachen Kanal sprang und sich das Genick brach. In Saint-Félix in Nordfrankreich starb ein Mann in den Dreißigern, als er kurz nach dem WM-Spiel in einen Baum raste.

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In Stuttgart nahm die Polizei bei den Feiern kroatischer Fans zum WM-Finale 55 gewaltbereite Fans vorläufig fest. Die Kroaten hatten die Weisungen der Polizei nicht befolgt und außerdem Pyrotechnik eingesetzt, sagte eine Sprecherin am Sonntagabend. Fünf Polizisten erlitten bei dem Einsatz leichte Blessuren.

In Stuttgarts Innenstadt hatten rund 7000 kroatische Fans das Endspiel ihrer Nationalmannschaft gegen Frankreich verfolgt. Die meisten tummelten sich auf der Theodor-Heuss-Straße, einer mehrspurigen Hauptstraße, die während des Spiels auf einigen Hundert Metern für Autos gesperrt war. In Baden-Württemberg leben 109.500 kroatische Staatsbürger - mehr als in jedem anderen Bundesland.

(juju/reu/AFP/dpa)
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