Heute große Pressekonferenz des Präsidenten Francois Hollande und die peinliche Affäre

Paris · Die angebliche Liebesaffäre des französischen Präsidenten zieht Kreise: Seine Lebensgefährtin benötigte medizinische Hilfe. Und die Wohnung, die er für Seitensprünge genutzt haben soll, gehört einem Mann mit Mafia-Verbindungen.

Das ist Valérie Trierweiler
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Allein der Ort sagt alles: "Rue du Cirque" heißt die Straße, in der sich Frankreichs Präsident François Hollande und die Schauspielerin Julie Gayet zu ihren angeblichen Stelldicheins getroffen haben sollen. Seit bekannt wurde, dass Hollandes offizielle Partnerin, Valérie Trierweiler, im Schock über die Enthüllungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hat die anfänglich für Hollande nur peinliche Affäre inzwischen tatsächlich Züge eines großen Zirkus' angenommen — persönlich und politisch, und zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Ausgerechnet für den heutigen Dienstag ist im Elysée-Palast eine große Pressekonferenz des Präsidenten angesetzt — einer seiner seltenen Auftritte vor Hunderten Journalisten. Eigentlich wollte der vielgescholtene Hollande dabei den lang erwarteten politischen Neustart einläuten und darlegen, wie er die Arbeitskosten senken und den wirtschaftlichen Niedergang des Landes stoppen will. Stattdessen wird er sich nun unangenehmen Fragen nach seinem Privatleben stellen müssen. Für Hollande sei dies in jeder erdenklichen Weise "katastrophal" kommentierte die ostfranzösische Zeitung "L'Alsace".

Mafiagerüchte ums Liebesnest

Für zusätzliche Aufregung sorgten Medienberichte, wonach es mit dem "Liebesnest", in dem sich der Präsident mit Gayet getroffen haben soll, Verbindungen zur korsischen Mafia geben soll. Den Informationen zufolge hatte eine Freundin Gayets die Wohnung in der Rue du Cirque zur Verfügung gestellt. Allerdings prangt am Klingelschild der Name von deren Ex-Mann Michel Ferracci. Der Schauspieler war im Prozess um einen Pariser Glücksspiel-Ring verurteilt worden, dessen Gewinne an die korsische Mafia geflossen sein sollen. Ferracci bestritt, je selbst dort gewohnt zu haben, da er seit sechs Jahren von seiner Familie getrennt lebe, dennoch fragen sich die Franzosen, ob und wenn ja was Hollande über die verruchten Hintergründe wusste.

Dabei hatte der Präsident zunächst die berechtigte Hoffnung hegen können, dass seine Affäre — zumindest innerhalb Frankreichs — nicht allzu große Wellen schlagen würde: Traditionell herrscht dort die Auffassung vor, dass das Liebesleben eines Politikers in der Öffentlichkeit tabu sein sollte. So geben in einer am Wochenende veröffentlichten Erhebung immerhin drei Viertel der Befragten an, die angebliche Beziehung Hollandes als "Privatangelegenheit" zu sehen. Allerdings erschien die Umfrage vor Trierweilers Zusammenbruch und den möglichen Mafia-Verbindungen. Seitdem brechen die Dämme.

Selbst die in diesen Dingen sonst so zurückhaltende französische Presse spricht inzwischen von einem "Melodram an der Staatsspitze" und einem "politisch-sentimentalen Tsunami". Ähnliches verlautete von Seiten der Politik, die sich zunächst mehrheitlich hinter den Staatschef gestellt hatte. Der Chef der konservativen UMP, Jean-François Copé, schimpfte, "all dies gibt ein katastrophales Bild vom Präsidentenamt" ab. Ex-Ministerin Chantal Jouanno forderte mit Blick auf Valérie Trierweiler eine "Klarstellung". Das Ganze habe "klar protokollarische Auswirkungen".

Image einer "eifersüchtigen Zicke"

Tatsächlich wirft der Status der Journalistin Trierweiler seit langem Fragen auf. Weil sie und Hollande nicht verheiratet sind, sehen die Franzosen sie nur widerwillig als "First Lady" an. Seit die 48-Jährige bei den Parlamentswahlen per "Twitter" offiziell Partei für den Gegenkandidaten von Hollandes früherer Lebensgefährtin Ségolène Royal ergriff, haftet ihr zudem das Image einer "eifersüchtigen Zicke" an. Viele Bürger fragen sich, ob ihr der Status der "Première Dame" zusteht, da Hollande offenbar eine andere Dame vorzieht. Immerhin verfügt Trierweiler über ein Büro im Elysée-Palast mitsamt Assistentin und Sekretärin — auf Staatskosten.

Ein Vertrauter Hollandes erklärte der Zeitung "Le Monde": "Der Präsident wird sich schnell entscheiden müssen" — für die eine oder die andere. Bis dahin würde jegliches Erscheinen Trierweilers an seiner Seite als "heuchlerisch" wahrgenommen. Erst kurz vor der Veröffentlichung des Magazins "Closer", das die angebliche Affäre publik gemacht hatte, habe Hollande seine Partnerin informiert, berichtete der "Parisien". Daraufhin wurde Trierweiler in die Klinik eingeliefert — offiziell, um "eine Pause" einzulegen, in Wahrheit wohl wegen eines depressiven Zusammenbruchs.

(RP)
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