Geständiger Mörder half Polizei bei Suche in den Ardennen Fourniret: Justiz befürchtet noch mehr Morde

Paris (rpo). Der geständige Serienmörder Michel Fourniret hat die Polizei zu zwei seiner Opfer geführt. Bei Grabungen auf dem früheren Anwesen fanden die Kriminologen zwei Skelette. Derweil befürchtet die belgische Justiz mehr Morde als bislang von Fourniret zugegeben.

Fourniret vor Gericht
11 Bilder

Fourniret vor Gericht

11 Bilder
Foto: AP

<P>Paris (rpo). Der geständige Serienmörder Michel Fourniret hat die Polizei zu zwei seiner Opfer geführt. Bei Grabungen auf dem früheren Anwesen fanden die Kriminologen zwei Skelette. Derweil befürchtet die belgische Justiz mehr Morde als bislang von Fourniret zugegeben.

Von Fournirets gestandene Tötungsdelikte beträfen den Zeitraum von 1987 bis 1990 und dann wieder ab dem Jahr 2000, sagte der Staatsanwalt von Namur in Belgien, Cédric Visart de Bocarme, am Sonntag dem öffentlichen belgischen Fernsehsender RTBF. In der Zwischenzeit will der 62-jährige Angeklagte keine weiteren Straftaten begangen haben, "ich muss sagen, dass niemand das glaubt", betonte De Bocarme. "Es gibt wahrscheinlich weitere Fälle, von denen wir noch nichts wissen."

Die belgische Polizei verfügt bislang allerdings über keine Beweise für eine Verstrickung Fournirets in noch ungeklärte Fälle verschwundener Kinder. Nach den jüngsten Ermittlungserkenntnissen würden eine Reihe von Dossiers noch einmal aufgerollt, sagte der Leiter der Sonderkommission "Verschwundene" der belgischen Bundespolizei, Alain Remue, dem flämischen Fernsehsender VTM. Auch Fälle im Ausland, unter anderem in der Niederlande und in Deutschland, würden noch einmal betrachtet.

Die dänische Polizei untersucht, ob die Vergewaltigung und versuchte Tötung eines elfjährigen Mädchens 1999 in Dänemark Fourniret anzulasten ist. Eine Zeichnung des Täters weise eine starke Ähnlickeit mit dem Franzosen auf, meldete die dänische Nachrichtenagentur Ritzau. Die nach der Vergewaltigung an einem Strand im Süden von Kopenhagen sichergestellte DNS solle mit Fournirets Genmaterial verglichen werden.

Zwei Skelette gefunden

Bei den gefundenen Skeletten handelt es sich nach ersten Hinweisen um die sterblichen Überreste der 1989 verschwundenen Elisabeth B. und Jeanne-Marie D. Der 62 Jahre alte Franzose habe bei der Entdeckung der Leichen keinerlei Regung gezeigt, berichtete der Staatsanwalt von Reims, Yves Charpenel. "Sein Fall wird die psychiatrischen Experten interessieren." Der Kinderschänder hat die Tötung von neun Menschen gestanden, die meisten von ihnen junge Mädchen, an denen er sich sexuell vergehen wollte.

Der ehemalige Waldarbeiter sagte aus, die zwölf Jahre alte Elisabeth Ende Dezember 1989 im belgischen Namur entführt und ihre Leiche in der Nähe seines Schlosses mit einem kleinen Bagger vergraben zu haben. Die 22 Jahre alte Jeanne-Marie verschwand im März jenes Jahres am Bahnhof des ostfranzösischen Städtchens Charleville-Mézières. Fourniret vergrub sie offenbar an einer Stelle, wo er an der Verlegung einer Telefonlinie gearbeitet hatte.

Mit Baggern Anwesen durchsucht

Rund 200 belgische und französische Ermittler durchsuchten bis zum späten Samstagabend mit Baggern das abgeschiedene Anwesen nahe der Grenze, das der 62-Jährige 1988 erworben und zwei Jahre später wieder verkauft hatte. Kleidungsreste der Opfer ermöglichten eine erste Identifizierung. Die als erste informierte Mutter von Elisabeth sei in Tränen ausgebrochen, berichtete der Staatsanwalt von Naumur, Cédric Visart de Bocarmé. DNA-Analysen sollen in den nächsten Tagen endgültige Klarheit bringen.

Sein französischer Kollege Charpenel sagte, man sei noch nicht fertig damit, die kriminelle Laufbahn Fournirets zu durchleuchten. Doch seien die Leichenfunde ein ermutigender Erfolg. Der 62-Jährige und seine Frau Monique Olivier, deren Geständnis die Affäre letzte Woche ins Rollen gebracht hatte, wurde zurück nach Belgien gebracht. "Ich hoffe, dass wir nicht mehr hierhin zurückkommen müssen", sagte Visart de Bocarmé.

In vier von Fourniret gestanden Morden wurde bislang noch keine Leiche und kein materieller Beweis für die Taten gefunden. Staatsanwalt Charpenel sagte, trotz der erfolgreichen Suche in dem 15 Hektar großen Schlosspark sei ein Versuch der Irreführung der Ermittler und Manipulationen nicht ausgeschlossen. Fourniret vermische Wahrheit und Lüge.

Fourniret bereits 1987 wegen Vergewaltigung verurteilt

Fourniret war 1987 in Frankreich wegen Vergewaltigung eines Mädchens zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Er kam jedoch schon wenig später auf Bewährung frei, weil er seit 1984 in Untersuchungshaft gesessen hatte. Nach seiner Freilassung kaufte er das Schloss und zog mit seiner Familie nach Belgien. 2003 wurde er von der belgischen Polizei festgenommen, nachdem sich ein 13-jähriges Mädchen aus seiner Gewalt hatte befreien können.

Mit Blick auf die Mordserie forderten deutsche Politiker am Wochenende eine bessere Zusammenarbeit der europäischen Strafverfolgungsbehörden. FDP-Chef Guido Westerwelle sprach sich in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag" für ein europäisches polizeiliches Führungszeugnis aus. Darin müssten die Vorstrafen aus allen EU-Mitgliedsstaaten erfasst sein. Der CDU-Politiker Norbert Röttgen forderte Abkommen, die ein europäisches Verfahrensregister und eine europäische Gen-Datei ermöglichten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort