30 Vermissten- und Mordfälle werden neu geprüft Fourniret: "Ich musste zwei Mal im Jahr Jungfrauen jagen"

Paris (rpo). Die detaillierten Beschreibungen des geständigen Serienmörders Michel Fourniret schockiert die Ermittler. Genauestens scheint er sich an jede seiner grauenvollen Taten zu erinnern. Alle sechs Monate schien er vom Verlangen erfasst worden: "Ich musste zwei Mal im Jahr Jungfrauen jagen."

Fourniret vor Gericht
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<P>Paris (rpo). Die detaillierten Beschreibungen des geständigen Serienmörders Michel Fourniret schockiert die Ermittler. Genauestens scheint er sich an jede seiner grauenvollen Taten zu erinnern. Alle sechs Monate schien er vom Verlangen erfasst worden: "Ich musste zwei Mal im Jahr Jungfrauen jagen."

Seit am Wochenende zwei seiner Opfer auf Schloss Sautou in den Ardennen ausgegraben wurden - eine Leiche war aufrecht begraben, die andere liegend, ganz wie er es beschrieben hatte - besteht kein Zweifel mehr, dass der 62-jährige sich seiner grauenvollen Taten genauestens erinnert.

Neun Morde hat er gestanden, verübt zwischen 1987 und 2001. Nun wollen die Ermittler mindestens 30 Vermissten- und Mordfälle neu aufrollen und feststellen, ob sie auch auf das Konto des Triebtäters gehen.

Fourniret erinnere ihn an einen "Schachspieler", sagte der Staatsanwalt von Reims, Yves Charpenel, der Tageszeitung "Le Parisien". Noch jetzt, knapp eine Woche nach seinen ersten Geständnissen zu der langen Mordserie, versuche der Waldarbeiter eine Position der Stärke aufzubauen.

So wähle er aus, welchem der ermittelnden Staatsanwälte er seine Geständnisse zu Protokoll gebe. Auch sei Fourniret spürbar "in seinem Element" gewesen, als er bei den Ausgrabungen auf Schloss Satou von 200 Menschen umgeben war und ein Hubschrauber über der Szenerie kreiste. "Wir stehen am Anfang sehr langer Ermittlungen", resümiert Charpenel. "Wir haben weitere Überraschungen zu erwarten."

Zu den Grauzonen der Ermittlungen, die für weitere Schauder sorgen könnten, zählt die Rolle von Fournirets dritter Frau, Monique Olivier. Die 55-Jährige hatte in der vergangenen Woche die Serie der Geständnisse ins Rollen gebracht, indem sie ihrem Mann zehn Morde zur Last legte.

Je mehr Details bekannt werden, desto wahrscheinlicher wird, dass sie vor allem aus Angst handelte, Fourniret könnte aus der Haft entlassen werden - und dann wieder seinen verheerenden Einfluss auf sie ausüben. Denn Monique Olivier, die ihren Mann in den 80-er Jahren als Gefängnisbesucherin kennenlernte, war in diesem Verhältnis offenbar vollkommen hörig.

Bei mindestens sechs Mordtaten ihres Mannes soll Monique Olivier die Rolle einer Mittäterin eingenommen haben. Häufig saß sie mit im Wagen, als Fourniret auf "Jagd" ging - und schuf so ein Klima des Vertrauens zu den jungen Mädchen, etwa am 20. November 1990, als er die 13-jährige Natacha entführte.

Monique Olivier sagte aus, sie habe den Wagen verlassen, als ihr Mann sich an dem Mädchen verging. Drei Tage nach der Tat wurde ihre Leiche gefunden, Natacha war erstochen worden. Inzwischen sitzt auch Olivier hinter Schloss und Riegel. Sie wird sich wegen "Entführung und Freiheitsberaubung" verantworten müssen. Der belgische Staatsanwalt Philippe Morandini ist der Ansicht, sie sei "vielleicht ebenso pervers wie er".

Oliviers Anwalt sagte, seine Mandantin habe ausgepackt, weil sie "nicht wieder in die Klauen dieses Mannes zurückfallen wollte". Die Ermittler werden es nicht leicht haben, die Tatanteile der beiden auseinanderzudividieren.

Die Parallelen zum Fall Dutroux sind frappierend: Als der Kinderschänder Marc Dutroux am 22. Juni zu lebenslanger Haft verurteilte, verhängte das Gericht gegen seine Ex-Frau Michelle Martin, die als Mitwisserin und Mittäterin überführt worden war, eine Haftstrafe von 30 Jahren.

Die Staatsanwaltschaften in Belgien und Frankreich hoffen darauf, dass die breite Berichterstattung über den Serienmörder zur Aufklärung weiterer Straftaten führen könnte. Am Montag meldete sich im französischen Rundfunk eine Frau mit dem Vornamen Dahina zu Wort, die nach eigenen Angaben 1982, mit 14 Jahren, von Fourniret vergewaltigt wurde.

"Er ist extrem intelligent, berechnend und manipulierend", sagte Dahina. Nach der Tat habe er geweint und "sein Leben erzählt". Bei der Hochzeit habe er gedacht, seine Frau sei Jungfrau, sagte der Vergewaltiger seinem Opfer. Doch das habe nicht gestimmt, daher sei er "auf der Suche nach Jungfräulichkeit".

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