13-facher vorsätzlicher Mord Fort-Hood-Todesschütze Nidal Hasan vor Gericht

Washington · Fast vier Jahre hat es gedauert bis zum Prozess gegen den Todesschützen auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood. Der Soldat Nidal Hasan wird beschuldigt, in einem islamistischen Terrorakt 13 Kameraden erschossen zu haben. Ihm droht die Todesstrafe.

Amoklauf auf Militärbasis in Texas
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Der 5. November 2009 begann auf dem größten Militärstützpunkt in den USA im texanischen Fort Hood wie ein ganz gewöhnlicher Tag. Doch um die Mittagszeit geschah das Unfassbare. Plötzlich - so die Anklage - zückte der US-Major Nidal Hasan seine Pistolen, rief "Allah ist groß!" und eröffnete das Feuer auf seine Kameraden. Der Kugelhagel traf zahlreiche Menschen, viele warfen sich auf den Boden, es herrschte Panik. Nach wenigen Minuten schwiegen die Waffen wieder, dafür heulten überall Sirenen. Soldaten zerrissen ihre Uniformen, um den Stoff als Verbandsmaterial zu nutzen und die Opfer zu versorgen.

Der muslimische Militär-Psychiater richtete das schlimmste Blutbad auf einer amerikanischen Basis an. Nun, fast vier Jahre später, findet die als Terrorangriff ins öffentliche Bewusstsein eingegangene Tat ihre Aufarbeitung vor Gericht. Hasan muss sich wegen 13-fachen vorsätzlichen Mordes und versuchten Mordes in 32 Fällen vor einer Militärjury verantworten. Dem 42-Jährigen droht die Todesstrafe, wenn sich die 13 Mitglieder des Gremiums einstimmig für dieses Strafmaß aussprechen. Es wäre die erste Hinrichtung eines verurteilten aktiven US-Soldaten seit 1961.

Opfer als "Gewalt am Arbeitsplatz"

Der Massenmord hatte das Land im ersten Amtsjahr von US-Präsident Barack Obama nachhaltig geschockt. Schnell wurde den Bürgern deutlich, dass sie kein spontanes Ausrasten eines Amokläufers erlebt hatten, sondern den größten Terrorakt seit dem 11. September 2001 - auch wenn das Pentagon den Fall zur Kritik der Opfer als "Gewalt am Arbeitsplatz" einstuft.

Hasan soll nach Erkenntnissen der Ermittler die Tat von langer Hand geplant haben. Die Waffen habe er heimlich gebunkert, sein Hab und Gut vor dem Massaker verschenkt, selbst seinen Koran. Vieles spreche dafür, dass der Todesschütze aus angestautem Hass auf Amerika gehandelt habe.

Hasan, der damals von zivilen Polizisten angeschossen wurde und seitdem gelähmt im Rollstuhl sitzt, wird sich vor Gericht selbst verteidigen. In den Voranhörungen gab er als Motiv für seine Tat an, er habe die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan vor ausländischen Soldaten schützen wollen. Doch die Vorsitzende Richterin, Oberst Tara Osborn, machte klar, diese Behauptung nicht als Argument der Verteidigung zuzulassen, da sie unbewiesen sei und völlig haltlos. Hasan scheiterte auch damit, sich noch vor dem Prozessauftakt für schuldig zu bekennen, um einer möglichen Todesstrafe zu entkommen. Die Ankläger ließen sich nicht darauf ein.

Hasans Verteidigung durch sich selbst kann das Verfahren in Teilen ziemlich ungewöhnlich werden lassen. Es ist möglich, dass einige Opfer als Zeugen von dem Angeklagten persönlich befragt werden. "Ich werde von dem Mann ins Kreuzverhör genommen, der mich angeschossen hat", sagte etwa der Unteroffizier Alonzo Lunsford der "New York Times". "Man kann sich die Emotionen vorstellen, die da wieder hochkommen werden." Der heute 46-Jährige ist seit der Tat auf dem linken Auge blind.

Internetsuche über die Taliban

Bislang erwarten Beobachter nicht, dass sich der Angeklagte reumütig zeigen wird. Die Ankläger werden wohl versuchen, mit Hilfe von Protokollen seiner Internetsuchen über die Taliban und den Dschihad zu belegen, dass sich der Soldat zum radikalen Islamisten entwickelt hatte.

Die Richterin Osborn verbot jedoch, E-Mails zwischen Hasan und dem damaligen Al-Kaida-Hassprediger Anwar al-Awlaki als Beweismaterial zu verwenden, die der Attacke vorausgegangen waren. In ihnen gebe es keine Hinweise auf einen geplanten Gewaltakt. Der Top-Terrorist wurde bei einem amerikanischen Drohnenangriff im Jemen in 2011 getötet. In den Dokumenten, die der Angeklagte an Fox News schickte, nannte er Awlaki "meinen Lehrer, Mentor und Freund. Ich habe eine hohe Wertschätzung für ihn". Der Amerikaner war einst Prediger in einer Moschee im US-Staat Virginia, die Hasan regelmäßig besucht hatte.

Der auf mehrere Wochen angesetzte Prozess musste immer wieder verschoben werden. So wurde im vergangenen Dezember etwa der Vorsitzende Richter ausgetauscht, weil er als befangen eingestuft wurde. Zudem verzögerte ein Streit um Hasans Bart den Beginn. Ein Berufungsgericht musste zwischenzeitlich die Frage klären, dass der Muslim nicht dazu gezwungen werden kann, sich den entsprechenden militärischen Vorschriften zufolge zu rasieren.

(dpa)
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