Brasilianische Fußballprofis unter den Passagieren Mindestens 75 Tote nach Flugzeugabsturz in Kolumbien

Bogotá · In Kolumbien ist ein Flugzeug abgestürzt. An Bord befanden sich nach Behördenangaben 81 Menschen – darunter auch eine brasilianische Fußballmannschaft. Nur wenige Menschen haben die Katastrophe überlebt.

 Die Trümmerteile an der Absturzstelle in Kolumbien.

Die Trümmerteile an der Absturzstelle in Kolumbien.

Foto: dpa

In Kolumbien ist ein Flugzeug abgestürzt. An Bord befanden sich nach Behördenangaben 81 Menschen — darunter auch eine brasilianische Fußballmannschaft. Nur wenige Menschen haben die Katastrophe überlebt.

Flugbehörden des Departements Antioquia bestätigten den Absturz am frühen Dienstagmorgen dem Fernsehsender Caracol. Die Maschine vom Typ Avro RJ85 der bolivianischen Gesellschaft Lamia sei bei dem Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión vom Radar verschwunden, sagte Iván Viera vom Notdienst von Antioquia. Der Flughafen José María Cordóva de Rionegro teilte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit, es gebe Überlebende.

Behörden in La Unión gaben zunächst an, es seien sechs Menschen verletzt geborgen worden. Zwei Verletzte wurden in das Hospital der Ortschaft La Ceja gebracht, wie die Zeitung "El Colombiano" online berichtete. Dabei handelt es sich um den Verteidiger Alan Ruschel des brasilianischen Erstligisten Chapecoense und eine Stewardess, wie lokale Behörden mitteilten. Auf Bildern war zu sehen, wie Ruschel auf einer Trage ins Krankenhaus San Juan de Dios in La Ceja gebracht wurde. In der Ortschaft La Unión, 25 Kilometer vom Unglücksort entfernt, würden außerdem zwei Torhüter des brasilianischen Erstligisten behandelt, berichtete das Nachrichtenportal "Mi Oriente".

Laut eines Sportmagazins aus Indien hatte die Mannschaft vor dem Absturz ein letztes Bild aus dem Flugzeug über Twitter verbreitet.

Die Polizei gab später eine offizielle Erklärung ab, dass 76 Menschen ums Leben gekommen seien und nur fünf Passagiere überlebt hätten. Wie der der Leiter der Polizei Medellín, José Acevedo, mitteilte, wurden aus dem Wrack zunächst sechs Menschen lebend geborgen, eine Person sei aber auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. An Bord der Maschine waren insgesamt 81 Menschen: 72 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder.

Was den Absturz auslöste, ist noch nicht sicher. "Es scheint, dass dem Flugzeug das Benzin ausgegangen ist", sagte Elkin Ospina, Bürgermeister von La Ceja. Die Piloten sollen vor dem Unglück Probleme mit der Elektronik der Maschine gemeldet haben, zudem hätten schlechte Wetterbedingungen geherrscht. Das teilte die Flughafenbehörde von Medellín in der Nacht zum Dienstag unter Berufung auf den Kontrollturm über Twitter mit.

Polizisten seien als Erste zu der schwer zugänglichen Unglücksstelle gelangt, teilte die Luftfahrtbehörde mit. Die Gegend sei wegen Nebels nur auf dem Landweg zu erreichen, nicht aus der Luft. Ein Rettungs-Hubschrauber der Luftwaffe habe deshalb seinen Einsatz abbrechen müssen.

Der örtliche Feuerwehrchef Edison Gutiérrez sagte laut "El Colombiano", es stünden 25 Krankenwagen bereit. Sie könnten aber nicht zur Unglücksstelle gelangen. Deshalb seien Geländewagen im Einsatz.

In der Charter-Maschine reiste das brasilianische Erstliga-Fußballteam Chapecoense aus der westbrasilianischen Stadt Chapecó. Die Mannschaft sollte am Mittwoch in Medellín das Final-Hinspiel der Copa Sudamericana, dem zweitwichtigsten Vereinswettbewerb des Kontinents, gegen Atlético Medellín austragen. Atlético Medellín drückte via Twitter ihre Solidarität mit Chapecoense aus.

Der Klub hatte am Sonntag in der brasilianischen Meisterschaft 0:1 gegen Palmeiras verloren und den Gegner damit einen Spieltag vor Schluss vorzeitig zum Meister gemacht. AF Chapecoense belegt nach 37 Spielen Tabellenplatz neun.

Im Kader der Mannschaft steht der 21 Jahre alte Brasilianer Matheus Biteco, der von der deutschen Spielerberatungsagentur Rogon vertreten wird und von Januar 2016 bis zum Sommer 2016 an den Bundesligisten TSG Hoffenheim ausgeliehen war, für die Kraichgauer aber nicht zum Einsatz kam. Paulo Rink, gebürtiger Brasilianer, der 13 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auflief und für die DFB-Auswahl an der EM-Endrunde 2000 teilnahm, spielte zu Beginn seiner Karriere in der Saison 1992/93 für Chapecoense.

Der südamerikanische Fußballverband Conmebol sagte das Finale nach dem Unglück ab. "Es ist ein trauriger Tag für den Fußball", sagte der Präsident des kolumbianischen Vereins Atlético, Juan Carlos de la Cuesta.

Anmerkung der Redaktion: Entgegen bisheriger Angaben waren offenbar nicht 82, sondern 81 Menschen an Bord der Maschine. Wir haben die Angabe im Text korrigiert.

(bur/jco/das/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort