Fehlende Unterkünfte in Griechenland Flüchtlingskinder werden in Gefängnisse gesperrt

München/Athen · Weil sichere Unterkünfte in Griechenland fehlen, werden minderjährige Flüchtlinge dort in Gefängnissen und Polizeistationen festgehalten. In den Zellen droht ihnen sexueller Missbrauch und Gewalt.

 Flüchtlingskinder müssen sich in Griechenland Gefängniszellen mit fremden Erwachsenen teilen (Symbolbild).

Flüchtlingskinder müssen sich in Griechenland Gefängniszellen mit fremden Erwachsenen teilen (Symbolbild).

Foto: dpa, lix wst jai

Nach offiziellen Zahlen wurden in Griechenland im Juli 117 unbegleitete Kinder und Jugendliche eingesperrt, wie das Hilfswerk SOS-Kinderdorf am Donnerstag in München mitteilte. "Ich fürchte, dass diese Zahl noch steigen wird", erklärte der Hilfswerk-Leiter in Griechenland, George Protopapas.

"Diese Situation ist für Minderjährige lebensbedrohlich. Sie werden zum Teil monatelang gemeinsam mit fremden Erwachsenen in Zellen gesperrt, werden Opfer von sexuellem Missbrauch, Ausbeutung und Gewalt", so Protopapas. Das verstoße sowohl gegen nationale als auch internationale Gesetze.

Auch außerhalb der Polizeistationen und Gefängnisse sei die Lage für Flüchtlingskinder ohne Eltern prekär. "Viele von ihnen leben in Parks, Camps oder Massenlagern unter unzumutbaren Bedingungen. Von derzeit 2350 Kindern und Jugendlichen haben nur die Hälfte einen sicheren, altersgemäßen Platz", hieß es.

Zur Krise trägt laut Protopapas bei, dass die finanzielle Hilfe der EU nicht mehr direkt bei den Hilfsorganisationen ankommt, sondern bei der Regierung in Athen. "Seitdem haben die Organisationen absurde bürokratische Hürden zu meistern", sagt Protopapas. Immer wieder müssten deshalb Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schließen.

Die SOS-Kinderdörfer in Griechenland betreuen nach eigenen Angaben derzeit 89 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in vier Unterkünften. Die Kinder und Jugendlichen würden dort betreut und erhielten psychologische Hilfe. "Es reicht nämlich nicht, diesen Minderjährigen nur Essen und ein Dach über dem Kopf zu bieten", erklärte Protopapas. "Sie brauchen einen sicheren Platz, gut ausgebildete Betreuer, Bildung und die Aussicht auf eine Zukunft."

(beaw/KNA)
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