Deutsche Botschaft schließt Feuer frei in Bangkoks Nobelviertel

Bangkok (RPO). Nach dreitägigen Straßenschlachten mit 25 Toten haben thailändische Regierungstruppen einen dichten Belagerungsring um die "Rothemden" im Zentrum von Bangkok gezogen. Die Schulen bleiben am Montag geschlossen. Nachdem am Sonntag ein Zivilist getötet wurde, schloss auch die deutsche Botschaft.

Eine schwarze Rauchwolke hing am Sonntag über dem Stadtzentrum. Die im Einkaufsviertel Rajprasong auf einer Fläche von drei Quadratkilometern verschanzten Regierungsgegner setzten Barrikaden aus Autoreifen in Brand. Ein Posten der Verkehrspolizei wurde mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt.

Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva verteidigte den Militäreinsatz gegen die Regierungsgegner. "Wir dürfen nicht zurückweichen, denn wir handeln zum Wohle des ganzen Landes", sagte er am Samstag in einer Fernsehansprache. Militärsprecher Sansern Kaewkamnerd schätzte die Zahl der noch ausharrenden Demonstranten auf 5.000. "Wenn sie die Situation nicht beenden, werden wir in das Lager eindringen müssen", sagte der Oberst.

"Minütlich einem Bürgerkrieg näher"

Bei Straßenschlachten und Schießereien wurden nach Angaben der Behörden bis Samstag 25 Menschen getötet und mehr als 170 verletzt. Die Streitkräfte erklärten einen Teil des Stadtzentrums von Bangkok zur Sperrzone, in der vor Schusswaffengebrauch gewarnt wird. Auf den Dächern von Hochhäusern am Rand der Protestzone wurden Scharfschützen postiert.

"Die Lage kommt minütlich einem Bürgerkrieg näher", sagte einer der Führer der Protestbewegung, Jatuporn Prompan. Zugleich erklärte er den Widerstandswillen der "Rothemden".

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte an beide Seiten, weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Wie die USA riet auch Deutschland seinen Bürgern dringend von Reisen nach Bangkok ab. Die deutsche Botschaft schloss wegen der Unruhen für den Publikumsverkehr. Für Notfälle richtete die Vertretung einen Konsulardienst in der französischen Botschaft ein.

Keine Ausgangssperre

Unterdessen wurde bekannt, dass es in den Unruhevierteln nun doch keine Ausgangssperre geben wird. Angesichts der nachlassenden Gewalt und der Konsequenzen für die Bewohner verzichteten die Behörden auf die Maßnahme, teilte der Vertreter des Generalstabs, Aksara Kerdphol, am Sonntag mit. Ein Armeesprecher hatte zuvor ab dem Nachmittag eine Ausgangssperre über die Teile der Hauptstadt angekündigt, in denen sich seit Wochen Regierungsgegner verschanzt halten. Auf diese Weise ließen sich die "Terroristen" leichter erkennen, sagte er.

Seit Beginn der Proteste Mitte März kamen 51 Menschen ums Leben. Am Donnerstagabend hatten die Sicherheitskräfte begonnen, das von den "Rothemden" besetzte Viertel im Zentrum Bangkoks abzuriegeln. Die Lage spitzte sich zu, nachdem ein zur Opposition übergelaufener Offizier beschossen und lebensgefährlich verletzt worden war.

(apd/born)
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