Vierfache Mutter erschossen Festnahme nach tödlichem Nachbarschaftsstreit in Florida

Ocala · Tödliche Schüsse in einem Nachbarschaftsstreit in Florida befeuern eine Debatte über ein Gesetz in fast 30 US-Staaten, das Gewalt aus Notwehr erlaubt. Auch Rassismusvorwürfe stehen im Raum.

Ein Demonstrant hält ein Poster von Ajike Owens vor dem Marion County Courthouse.

Ein Demonstrant hält ein Poster von Ajike Owens vor dem Marion County Courthouse.

Foto: AP/John Raoux

Nach einem tödlichen Ende einer Nachbarschaftsfehde im US-Staat Florida ist die Verdächtige festgenommen worden. Die weiße Frau habe in der Stadt Ocala durch ihre Haustür auf ihre schwarze Nachbarin gefeuert und sie tödlich verletzt, sagte Sheriff von Marion County, Billy Woods. Auslöser sollen die in der Nähe spielenden Kinder des Opfers gewesen sein, an denen sich die mutmaßliche Schützin gestört haben soll. Am Dienstag (Ortszeit) waren zunächst Dutzende zumeist schwarze Demonstranten vor das lokale Justizgebäude gezogen und hatten die Festnahme der Frau und ein Strafverfahren verlangt.

Sheriff Woods erklärte anschließend, es habe sich offenkundig nicht um Notwehr gehandelt, sondern um ein Tötungsdelikt. Florida gehört zu fast 30 US-Staaten, wo das Gesetz „Stand Your Ground“ gilt, das Selbstverteidigung im Gefahrenfall erlaubt.

Am vergangenen Freitagabend (Ortszeit) waren Hilfssheriffs wegen Hausfriedensbruchs zu einer Wohnung in Ocala gerufen worden, wo sie Ajike O. mit Schusswunden vorfanden. Die vierfache Mutter im Alter von 35 Jahren starb später in einem Krankenhaus.

Zuvor hatten ihre Kinder nach Behördenangaben auf einem Feld in der Nähe der Wohnung einer Nachbarin herumgetobt. Irgendwann habe die Frau die Kleinen angebrüllt und Schlittschuhe auf sie geschleudert, die eines der Kinder getroffen hätten, sagte Sheriff Woods. Als die Mutter die Frau vor deren Apartment zur Rede stellte, kam es laut Ermittlern zum Wortgefecht. Dann habe die Frau durch die Eingangstür auf die Mutter geschossen.

Nachbarin Lauren Smith wohnt gegenüber vom Tatort und versuchte nach eigenen Angaben bei O. Erste Hilfe zu leisten, bevor die Notärzte kamen. Die Verdächtige habe sich die ganze Zeit über die Kinder geärgert, die dort gespielt hätten, berichtete Smith. „Sie sagte üble Sachen zu ihnen. Einfach übel.“ Dabei sei die Nachbarschaft eigentlich familienfreundlich.

Der prominente Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der die Familie von O. vertritt, erklärte, die mutmaßliche Schützin habe die Kinder mit rassistischen Sprüchen überzogen. Das Sheriffbüro äußerte sich bisher nicht dazu, ob es Beschimpfungen gegeben oder die Hautfarbe eine Rolle gespielt habe.

Sheriff Woods sprach von einer Eskalation einer seit zweieinhalb Jahren andauernden Fehde zwischen den Nachbarinnen. Seit Januar 2021 seien Beamte mindestens ein halbes Dutzend Mal wegen Streitereien zwischen der Mutter und der Verdächtigen eingeschaltet worden. Auf beiden Seiten habe es viel Aggressivität gegeben, ein „Hin und Her“, sagte Woods.

(albu/dpa)
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