Entführter US-Kapitän FBI verhandelt mit somalischen Piraten

Nairobi (RPO). Die US-Marine und ein Verhandlungsteam der Bundespolizei FBI haben sich am Horn von Afrika um die Freilassung eines entführten amerikanischen Frachterkapitäns bemüht. Piraten hielten ihn am Donnerstag noch in einem Rettungsboot als Geisel, als ein Zerstörer der Streitkräfte bereits in Sichtweite war.

So sehen somalische Piraten aus
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Das zuvor gekaperte Schiff "Maersk Alabama" setzte unterdessen die Fahrt zum kenianischen Hafen Mombasa fort, wie Seeleute auf der Brücke des Frachters der Nachrichtenagentur AP telefonisch bestätigten. Das Schiff sollte den wichtigsten Hafen Ostafrikas in etwa zwei Tagen erreichen.

An Bord befänden sich 18 bewaffnete Wachleute, sagte der Vater eines Besatzungsmitglieds, Joseph Murphy, der AP. Sein Sohn Shane ist der zweite Kommandant des Frachters, der Hilfsgüter für Afrika geladen hat. Es handelt sich um den ersten derartigen Überfall auf amerikanische Seeleute seit rund 200 Jahren.

Die Besatzung konnte den Angriff der Piraten abzuwehren. Den Seeräubern gelang es jedoch, den Kapitän als Geisel zu nehmen. Mit ihm hatten sie sich am Mittwoch in einem Rettungsboot abgesetzt. Am Donnerstag traf ein US-Zerstörer, die "USS Bainbridge", am Ort des Überfalls ein, weitere US-Kriegsschiffe befanden sich auf dem Weg, das Rettungsboot wurde auch von einer Überwachungsdrohne der Streitkräfte überflogen. Ein Sprecher der Reederei Maersk sagte, den Seeräubern sei der Treibstoff ausgegangen, ihr Boot treibe im Meer. Der Kapitän sei unverletzt. Forderungen hätten die Piraten bislang nicht gestellt.

Griechischer Frachter entkommt Piraten

Ein Seemann sagte der AP über Satellitentelefon, die gesamte 20-köpfige Besatzung sei zunächst als Geisel genommen worden. Es sei ihnen aber gelungen, einen der Piraten zu überwältigen. Mit diesem Druckmittel hätten sie in Verhandlungen mit den Seeräubern schließlich erfolgreich ihre Freiheit erringen können. Offenbar gelang es ihnen aber nicht, auch die Freilassung des Kapitäns auszuhandeln. Die Familie des Schiffführers sagte, Kapitän Richard Phillips habe sich nach ihrem Wissen selbst als Geisel angeboten, um die Sicherheit der Besatzung zu garantieren.

Der Frachter wurde am frühen Mittwochmorgen rund 450 Kilometer nordöstlich von Eyl gekapert, einer Stadt in der somalischen Region Puntland. Ein Pentagonsprecher sagte, zum Zeitpunkt des Piratenangriffs seien die nächsten US-Kriegsschiffe mehrere hundert Kilometer entfernt gewesen.

Der Angriff auf die "Maersk Alabama" war bereits die achte Attacke somalischer Piraten innerhalb einer Woche - trotz der verstärkten Präsenz von Kriegsschiffen aus mehreren Staaten in der Region. Der jüngste Angriff wurde aber vereitelt: Piraten wollten nach NATO-Angaben vom Donnerstag einen griechischen Frachter im Golf von Aden nördlich der Hafenstadt Bosasso entführen. Die Seeräuber verfolgten den etwa 225 Meter langen Frachter "Calm Seas" rund eine Stunde, es gelang ihnen aber nicht, das Schiff zu kapern. Rund 20 Piraten brachten jedoch ein jemenitisches Fischerboot mit 13 Besatzungsmitgliedern in ihre Gewalt, wie die NATO in Brüssel weiter mitteilte.

(AP)
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