Tatverdächtiger noch auf der Flucht Rätselraten nach Explosion in Lyon

Lyon · Die französische Polizei schließt einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Der mutmaßliche Täter wurde von Sicherheitskameras gefilmt. Die meisten Verletzten sind aus dem Krankenhaus entlassen.

Die Hintergründe der Explosion in Lyon sind auch einen Tag nach der Tat noch nicht geklärt. Nach offiziellen Angaben wurden durch die Detonation 13 Menschen verletzt. Die meisten wurden offensichtlich von herumfliegenden Metallteilen an den Beinen getroffen.

Rémy Heitz, leitender Staatsanwalt in Lyon, erklärte am Samstag, dass sich noch niemand zu der Tat bekannt habe, weshalb man wegen der Hintergründe noch immer im Dunkeln tappe. Aber allein die Tatsache, dass jemand mitten am Tag in einer belebten Straße eine solche Tat verübe, reiche für Anti-Terror-Ermittlungen aus. Die Staatsanwaltschaft ermittle nun unter anderem wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit einem terroristischen Hintergrund. Der Täter sei weiterhin auf der Flucht.

Auf verschiedenen Videoaufnahmen von Sicherheitskameras ist zu sehen, wie ein Mann am Freitag gegen 17 Uhr eine Tüte in der Nähe einer Bäckerei in Zentrum der Stadt in der Rue Victor Hugo abstellt. Kurz darauf ereignete sich die Explosion. Ersten Erkenntnissen zufolge ist die Detonation mit einem Fernzünder ausgelöst worden. In der abgestellten Tüte seien Objekte aus Metall gewesen, was die Verletzungen der Passanten erklärt.

Bombenexplosion in Lyon: Mehrere Menschen wurden verletzt
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Bombenexplosion in der Lyoner Innenstadt

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Foto: AFP/PHILIPPE DESMAZES

Die Polizei veröffentlichte am Samstag erste Fotos des Tatverdächtigen, der allerdings kaum zu erkennen ist, da er eine Art Helm und eine dunkle Sonnenbrille trägt. Heitz kündigte an, bald weitere Fahndungsbilder zu veröffentlichen. Zur Identität des mutmaßlichen Täters machte Heitz keine weiteren Angaben. Allerdings konnte mithilfe von Sicherheitskameras ein seines Teil des Weges nachverfolgt werden. Inzwischen haben mehrere Dutzend Anti-Terror-Ermittler die Fahndung übernommen. Es werde nun alles in Bewegung gesetzt, um den Täter schnell festzunehmen, versicherte Staatsanwalt Rémy Heitz.

Nur wenige Minuten nach der Tat war die Polizei am Explosionsort und sperrte das Gelände großräumig ab. Sanitäter kümmerten sich um die Verletzten, die in die umliegenden Krankenhäuser gebracht wurden. Nach Angaben des Bürgermeisters von Lyon seien die meisten bereits wieder entlassen worden.

Nach der Detonation habe es gequalmt und die Leute seien mit weißem Staub bedeckt gewesen, erzählte ein Anwohner einem Reporter. Die Explosion sei nicht sehr stark gewesen, es seien nicht einmal Fensterscheiben zu Bruch gegangen.

Zu großer Verwirrung hatten Meldungen geführt, dass es nach der ersten Detonation zu weiteren Explosionen gekommen sei. Die örtliche Präfektur dementierte noch am Abend entsprechende Nachrichten. Die Präfektur rief Anwohner auf, keine Gerüchte zu verbreiten. Allerdings wurden die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt im Südosten von Frankreich stark erhöht. Ein Konzert von Ed Sheeran mit mehreren Tausend Besuchern fand trotz der Explosion statt.

Die Tat trifft Frankreich kurz vor der Europawahl. Premierminister Édouard Philippe sagte seine Teilnahme an einer Abschluss-Wahlkampfveranstaltung ab. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen sprach von einem „terroristischen Anschlag“.

Frankreich wird seit Jahren von einer islamistischen Terrorwelle erschüttert. Erst im Dezember hatte der mutmaßliche Islamist Chérif Chekatt in der Straßburger Innenstadt das Feuer eröffnet - es starben letztlich fünf Menschen, zudem wurden zahlreiche verletzt

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