Vatileaks-Prozess Ex-Kammerdiener des Papstes gesteht und bereut

Vatikanstadt · In der Enthüllungsaffäre "Vatileaks" hat der angeklagte Ex-Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, vor Gericht weitgehend gestanden. Er sieht sich jedoch nicht des Diebstahls schuldig, sondern des Verrats an Papst Benedikt XVI.

Vatileaks: Kammerdiener vor Gericht
5 Bilder

Vatileaks: Kammerdiener vor Gericht

5 Bilder

Eine schwere Straftat sieht Paolo Gabriele in seinem Verhalten nicht. Er gab am Dienstag vor dem vatikanischen Tribunal zu, vertrauliche Dokumente kopiert und weitergegeben zu haben. Das berichteten vom Vatikan zugelassene Prozessbeobachter am Dienstag nach der Verhandlung.

"Was den schweren Diebstahl betrifft, fühle ich mich nicht schuldig", sagte Gabriele demnach. "Aber ich fühle mich schuldig, das Vertrauen missbraucht zu haben, das der Heilige Vater in mich gesetzt hatte", führte der 46-Jährige aus.

Gabriele gab zudem an, allein gehandelt zu haben, als er vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan an einen italienischen Journalisten weitergab. Er habe "ohne Komplizen" agiert, verfüge jedoch über zahlreiche "Kontakte", sagte der verheiratete Vater dreier Kinder. In der Verhandlung wurde zudem entschieden, eine Untersuchung zu den Haftbedingungen Gabrieles, über die er sich beklagte, zu eröffnen. Unter anderem sprach Gabriele von "psychologischem Druck".

Gabriele muss sich wegen schweren Diebstahls verantworten. Ihm wird vorgeworfen, über Monate hinweg vertrauliche Dokumente kopiert und dem Journalisten Gianluigi Nuzzi zugespielt zu haben. Er wurde im Mai festgenommen, saß mehrere Wochen lang im Gefängnis und steht nun unter Hausarrest. Dem früheren engen Mitarbeiter des Papsts drohen bis zu vier Jahre Haft. Gabriele hofft jedoch darauf, von Benedikt XVI. begnadigt zu werden.

Der Prozess hatte am Samstag begonnen. Am ersten Verhandlungstag wurde unter anderem der Prozess Gabrieles von dem Verfahren gegen den ebenfalls angeklagten Informatiker Claudio Sciarpelletti, bei dem Dokumente Gabrieles gefunden worden waren, getrennt. Zudem legten die drei Richter fest, dass der Privatsekretär Benedikts XVI. , der Deutsche Georg Gänswein, und Cristina Cernetti, eine Haushälterin des Papstes, als Zeugen vernommen werden sollen.

(AFP/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort