Postkarten-Aktion Europol verschickt Grußkarten an Schwerverbrecher

Den Haag · Die Anschrift ist zwar nicht bekannt. 21 der meistgesuchten Kriminellen in der EU bekommen trotzdem einen Sommergruß von der Europäischen Polizei. Die Europol-Aktion mit virtuellen Postkarten soll Bürger motivieren, bei der Suche nach den Verbrechern zu helfen.

Europol verschickt Grußkarten an Schwerverbrecher
Foto: Europäische Polizei

Mit viel Fantasie formulierte und liebevoll illustrierte Postkarten unter anderem an "Farouk, Artur, Jaakko, Ivan oder Tibor" sind seit Freitag auf der Internetseite der europäischen Polizeibehörde zu sehen. Allerdings rechnen die Fahnder kaum damit, dass die Betroffenen ihre Karten lesen und sich melden werden — vielmehr setzen sie auf die Neugier von Urlaubern und deren Spürsinn.

"Lieber Farouk, Du musst doch wissen, dass es sich am besten im schönen Frankreich lebt. Wir hoffen, dass Du bald zu uns zurückkommst. Du fehlst uns!", steht etwas auf der Karte an Farouk H. — er wurde 2009 in Abwesenheit wegen einer Reihe bewaffneter Banküberfälle zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Bebildert ist die Karte mit dem Eiffelturm, Croissants und einer Flasche Rotwein — ein mit einem Baguette und einem "Come-back"-Schild winkender Mann verstärkt die Botschaft zusätzlich.

Europol hofft, mit der Kampagne Neugierige auf die Seite zu locken, die anschließend die Gesuchten erkennen und melden könnten. Laut Europol-Sprecherin Tine Hollevoet führte diese Methode bereits bei einer ähnlichen Aktion mit Adventskalendern zu drei Festnahmen — darunter von einem Briten, der als Kellner in einer Amsterdamer Bar jobbte und von Gästen erkannt wurde.

"Urlaubsziele sind nachweislich beliebte Verstecke für Kriminelle, die auf der Flucht sind", sagte Hollevoet zu der Sommerkampagne. Auch sie liebten es, dahin zu gehen, wo das "Leben schön ist — mit Sonne, Stränden und gutem Essen". Als besonders beliebte Ziele für flüchtige Kriminelle erwiesen sich demnach in der Vergangenheit Spanien, Italien und die Türkei.

Europol veröffentlicht seit Anfang 2016 auf der Internetseite www.eumostwanted.eu die Liste der meistgesuchten Verbrecher, dort stehen nun auch die Postkarten. Seit dem Start der Seite konnten 36 Topkriminelle festgenommen werden — darunter elf mit der Hilfe direkter Hinweise an Europol.

(beaw/AFP)
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