Europol legt Zahlen vor Schleuser kassierten 2015 bis zu sechs Milliarden Euro

Den Haag · Der Menschenschmuggel ist nach Erkenntnissen der Polizeibehörde Europol der "am schnellsten wachsende kriminelle Markt in Europa". Die Schleuser hätten im vergangenen Jahr bis zu sechs Milliarden Euro eingenommen, teilte Europol am Montag mit.

Das meiste Geld machten sie mit dem Schmuggel von Migranten nach Europa. Wenn die Flüchtlingskrise anhalte, könnten sich die Einnahmen der Kriminellen noch verdoppeln oder gar verdreifachen. Europol und die nationalen Polizeibehörden haben den Angaben zufolge rund 12.000 Personen identifiziert, die seit 2015 in Schleuser-Banden aktiv sind. Diese Gruppen mit Kriminellen aus Bulgarien, Ägypten, Ungarn, Irak und Kosovo deckten eine große Bandbreite von Straftaten ab, darunter auch Passfälschung und Bestechung, heißt es in dem Europolbericht.

Es gebe einige Orte vor allem auf der Balkanroute, an denen diese Schleuser-Banden konzentriert aufträten. Diese seien Istanbul, Izmir, Athen und Budapest. Große kontinentale Zentren der Schleuser seien unter anderem Berlin, Calais, Zeebrugge und Frankfurt. Es gebe allerdings keine Hinweise darauf, dass sich Terror-Verdächtige das Schleusernetz zunutze machten, um nach Europa zu gelangen. "Weit weniger als 0,01 Prozent der Terror-Verdächtigen hatten Migranten-Verbindungen", sagte Europol-Direktor Rob Wainwright vor der Presse. Im vergangenen Jahr sind rund eine Million Migranten nach Europa gekommen, die meisten auf der Flucht vor Krieg und Elend im Nahen Osten.

EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos eröffnet am Montagabend in Den Haag ein neues Zentrum zur Bekämpfung von Migrantenschleusung. Nach Angaben der Kommission soll das Zentrum die EU-Mitgliedstaaten unterstützen, Schlepper-Netzwerke aufzudecken und zu bekämpfen.

Der Kampf gegen Menschenschmuggel habe bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise oberste Priorität für die EU, sagte Avramopoulos. Mit dem Zentrum soll die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, internationalen Organisationen und EU-Agenturen besser koordiniert werden.

(felt/KNA/REU)
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