Härtere Strafen und Expertenteams geplant EU verschärft Kampf gegen Menschenhandel

Brüssel · Es ist die moderne Form des Sklavenhandels. Täter bringen Frauen und Kinder gegen ihren Willen in EU-Länder, wo sie als Prostituierte, Haushaltshilfen oder Bettler leben müssen. Die EU sagt Menschenhändlern den Kampf an. Sie müssen schärfere Strafen fürchten.

Jedes Jahr werden Hunderttausende Menschen in die EU verschleppt, um als Prostituierte, Bettler oder Hausangestellte ohne Lohn zu arbeiten. Die EU-Kommission will den Menschenhändlern nun das Handwerk legen. Schärfere Strafen, eine bessere Kooperation von Polizei und Justiz über Grenzen hinweg und speziell ausgebildete Expertenteams sollen dafür sorgen. Eine entsprechende Strategie stellte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström am Dienstag in Brüssel vor. Zudem sollen die Opfer besseren Schutz genießen.

"Wir müssen ein gemeinsames Ziel haben: Diese moderne Form der Sklaverei abzuschaffen", sagte Malmström. Nach EU-Angaben werden jedes Jahr Hunderttausende Menschen in die EU verschleppt, genaue Zahlen fehlen. Drei Viertel der Opfer müssen als Prostituierte arbeiten. Andere müssen schwere körperliche Arbeit verrichten, werden zum Betteln oder zu einer Zwangsheirat gezwungen. Meist sind die Opfer Frauen und Mädchen. Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) beziffert die Zahl der Opfer von Zwangsarbeit - inklusive sexueller Ausbeutung - weltweit auf 20,9 Millionen Menschen.

Der neue Fünf-Jahres-Plan umfasst insgesamt 40 Maßnahmen. So sollen die Strafverfolgungsbehörden europaweite Spezialeinheiten bilden, die sich auf Menschenhandel spezialisieren. Die EU-Behörden Europol und Eurojust sollen in allen grenzüberschreitenden Fällen die nationalen Behörden unterstützen. Im Internet sind Präventionsseiten geplant. Opfer sollen schneller und besser Hilfe erhalten.
EU-Parlament und Ministerrat müssen darüber noch beraten.

Viele Menschenhändler entgehen bislang einer Strafe, beklagte Malmström. So wurden im Jahr 2010 lediglich 1250 Menschenhändler in der gesamten EU verurteilt - Tendenz sinkend. "Das ist wirklich ein Skandal", sagte die EU-Kommissarin. Oft fehlten Beweise. Die Strafen für Menschenhandel seien zudem in der EU sehr unterschiedlich und reichten von einigen Monaten bis zu 20 Jahren Haft.

Die EU-Staaten haben bereits 2011 beschlossen, Menschenhandel härter zu bestrafen. Das Strafmaß soll künftig in allen EU-Ländern zwischen fünf und zehn Jahren Gefängnis liegen. Die Justiz kann Kriminelle auch für Taten außerhalb ihres Heimatlandes bestrafen und gegen ausländische Menschenhändler ermitteln. Diese EU-Richtlinie muss bis April 2013 in der ganzen EU in nationales Recht umgesetzt sein, sagte Malmström.

(dpa)
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