Viele Tote bei Flüchtlingsdrama vor Lampedusa EU-Kommission fordert Konsequenzen

Brüssel · Die gefährliche Fahrt afrikanischer Migranten über das Mittelmeer hat wieder Menschenleben gekostet. Die EU-Kommission spricht von einer Tragödie - und fordert einen politischen Kurswechsel.

Mit Bestürzung hat die EU-Kommission auf den tödlichen Schiffbruch Dutzender Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa reagiert. "Es ist wirklich eine Tragödie, ganz besonders, weil auch Kinder betroffen sind", erklärte EU-Regionalkommissar Johannes Hahn am Donnerstag in Brüssel. Er spreche stellvertretend für die Kommission und die anderen EU-Institutionen. Die zuständige Innenkommissarin Cecilia Malmström mahnte einen Kurswechsel in der europäischen Einwanderungspolitik an.

Mindestens 133 Flüchtlinge ertranken vor der Insel, Hunderte Menschen wurden nach Berichten italienischer Medien noch vermisst. Die Küstenwache konnte rund 150 Menschen retten. Die Migranten sollen Medienberichten zufolge aus Eritrea und Somalia stammen. Sie waren von der libyschen Küste aufgebrochen.

"Darüber muss Europa traurig sein"

"Darüber muss Europa wirklich traurig sein und wir sollten sehen, wie wir die Lage verbessern", sagte Hahn. Seine Kollegin Malmström meldete sich aus New York über den Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort: "Entsetzt über die Lampedusa-Tragödie", schrieb Malström. Sie denke an die Opfer und ihre Familien.

"Wir müssen zudem unsere Anstrengungen verstärken im Kampf gegen kriminelle Netzwerke, die die Verzweiflung von Menschen ausnutzen", erklärte Malmström. Die Schleuser dürften keine Menschenleben in "kleinen, überfüllten und seeuntauglichen Booten" riskieren. Zudem solle der Kontinent enger mit den Herkunftsländern zusammenarbeiten.

Schließlich müsse die EU mehr Menschen eine legale Einwanderung ermöglichen und Asyl gewähren. "Dies [...] würde dabei helfen, die Zahl der Menschen zu vermindern, die ihr Leben in der Hoffnung aufs Spiel setzen, europäische Küsten zu erreichen", betonte Malmström.

"Kein Land kann Problem alleine lösen"

Dazu bedürfe es aber einer besseren Zusammenarbeit der EU-Staaten, erklärte Malmströms Sprecher in Brüssel. "Kein Land kann das Problem von Migrationsströmen alleine lösen." Aus innenpolitischen Gründen wehrten sich viele Länder gegen eine bessere europäische Zusammenarbeit. "Oft sieht man die Einwanderung noch als Bedrohung", sagte der Sprecher. "Man betont nicht die positiven Gesichtspunkte, die sie für die europäische Gesellschaft und Wirtschaft haben kann."

(dpa)
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