Monsterwelle trifft "Louis Majesty" "Es war wie ein Tsunami"

Athen (RPO). Die mehr als zehn Meter hohen Wellen kamen aus heiterem Himmel und töteten zwei Touristen: Eine Mittelmeer-Kreuzfahrt hat damit für knapp 2.000 Menschen mit einem schweren Unfall geendet. Unter den Opfern ist ein 69 Jahre alter Mann aus Nordrhein-Westfalen, wie das Auswärtige Amt am Donnerstag bestätigte. Das andere Opfer stammt aus Italien. 14 weitere Passagiere der "Louis Majesty" wurden nach Angaben der Reederei bei dem Unglück am Mittwoch verletzt.

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Ein Amateurvideo, das im spanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, zeige eine riesige, schäumende Welle, die über das Schiff hereinbricht. Die Wassermassen drücken das Fenster eines Schiffsteils ein, der wie ein Restaurant oder eine Lounge aussieht. Dem Aufprall folgen Schreie, kniehoch schießt Wasser durch die Gänge des Schiffs.

"Es war wie ein Tsunami", sagte ein Sprecher der Reederei Louis Cruise Lines, Michael Maratheftis, der Nachrichtenagentur DAPD. Die Wellen seien am Mittwoch aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung über das Schiff hereingebrochen. Das Wasser zerstörte demnach Scheiben im vorderen Teil des 207 Meter langen Schiffes. Glasscherben, herausgerissene Fensterrahmen und Möbelstücke hätten die tödlichen Verletzungen der beiden Touristen verursacht.

Passagier: "Viele Leute hatten sehr große Angst"

Einer der Passagiere, Claude Cremex aus Marseille, sagte der Nachrichtenagentur AP, das Wasser habe die Scheiben eines Bordrestaurants zerschmettert. Danach seien viele Kabinen überflutet worden. "Viele Leute hatten sehr große Angst", sagte der 73-Jährige. Er sagte aber auch, dass er den Unfall nicht mit eigenen Augen gesehen habe, weil er sich wegen schwerer See in seiner Kabine ausgeruht habe. Diese Darstellung widerspricht der Aussage des Reederei-Sprechers, der angab, das Meer sei nicht aufgewühlt gewesen.

Nach dem Unfall fuhr das unter zyprischer Flagge fahrende Schiff am Mittwochabend in den Hafen von Barcelona. Der Sprecher sagte, alle 1.350 Passagiere sollten schnellstmöglich nach Hause geflogen worden. Außerdem befanden sich demnach an Bord der "Louis Majesty" 580 Besatzungsmitglieder.

Expertin: Wellen waren ungewöhnlich hoch

Hohe Wellen sind im Mittelmeer nicht ungewöhnlich, wie eine Meeresexpertin der Spanischen Regierung, Marta de Alfonso, erklärte. Aber eine Höhe von zehn Metern erreichen sie demnach nur ein bis zwei Mal pro Jahr. Zum Zeitpunkt des Unfalls habe es einen starken Sturm in der Gegend gegeben. Oft bildeten sich dann drei Wellen auf einmal.

Reederei-Sprecher Maratheftis sagte, dass es allein 2005 drei verschiedene Vorfälle gegeben habe, bei denen Kreuzfahrtschiffe verschiedener Unternehmen von unvorhersehbaren Wellen getroffen worden seien. Eigentlich könne ein großes Schiff wie die "Louis Majesty" auch unter deutlich schlechteren Bedingungen fahren. Bei dem Unfall habe es sich um außergewöhnliche Umstände gehandelt.

Die Reederei Louis Cruises "drückt ihr Beileid mit den Familien der beiden Opfer aus und erklärt ihre volle Unterstützung für die Verletzten", hieß es in einer Mitteilung des Schifffahrtsunternehmens.

Das Schiff war nach Angaben der Reederei auf einer zwölftägigen Fahrt von Genua über Marseilles und die Kanarischen Inseln. Das Unglück ereignete sich auf dem Weg von Barcelona zurück nach Genua, wo die Reise am Donnerstag enden sollte. Nun soll das Schiff repariert werden und in einer Woche seine gewohnte Kreuzfahrtroute wieder aufnehmen.

(ap/nbe)
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