Serien-Morde in Toulouse Ermittlungen gegen Bruder des Attentäters

Paris · Auf der Suche nach Helfern des mutmaßlichen Serienmörders von Toulouse konzentrieren sich die Ermittler auf dessen älteren Bruder. Abdelkader Merah bleibe in Haft, gegen ihn werde wegen des Verdachts der Mittäterschaft bei den Anschlägen ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft am Sonntag mit.

Am Vortag war er zusammen mit seiner Frau in eine Pariser Haftanstalt der Staatsschutzbehörde DCRI überstellt und dort verhört worden. Seine Frau wurde unterdessen auf freien Fuß gesetzt. In Pakistan erklärte eine Taliban-Gruppe, Mohamed Merah sei in einem Camp an der pakistanisch-afghanischen Grenze ausgebildet worden.

Polizei: Bruder des Attentäters ist stolz auf Anschläge

Polizeikreisen zufolge sagte Abdelkader Merah in einer ersten Vernehmung, er sei stolz auf die Taten seines jüngeren Bruders, denen drei französische Soldaten, drei jüdische Kinder und ein Rabbiner zum Opfer fielen. Abdelkader Merah habe eingeräumt, seinem Bruder beim Diebstahl des Motorrollers geholfen zu haben, der bei den Morden verwendet worden sei. Er habe jedoch angegeben, von den Tötungsabsichten nichts gewusst zu haben, hieß es. Die Ermittler gehen davon aus, dass auch Abdelkader zur Islamistenszene gehört. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Polizei Sprengstoff seinem Auto gefunden. Wie sein Bruder Mohamed war er im Visier der Sicherheitsbehörden. Abdelkader soll 2007 geholfen haben, islamistische Kämpfer in den Irak zu schmuggeln.

DCRI-Chef Bernard Squarcini sagte der Zeitung "Le Monde", bislang gebe es keine Hinweise, wonach der Attentäter einer radikalen Islamistengruppe angehört habe. Der Islamist hatte angegeben, im Namen von Al-Kaida gehandelt zu haben. Die französischen Behörden versuchen herauszufinden, ob der Franzose algerischer Herkunft Unterstützer hatte oder alleine handelte. Mohamed Merah wurde am Donnerstag von einem Scharfschützen der Polizei getötet, als er nach mehr als 30-stündiger Belagerung seines Hauses schießend aus dem Fenster sprang.

Bruder sollte Attentäter zur Aufgabe bewegen

Abdelkader Merah war zusammen mit seiner Frau festgenommen worden, als die Polizei seinen Bruder gestellt hatte. Sie sollten helfen, Mohamed zur Aufgabe zu bewegen. Der mutmaßliche Attentäter Merah stand an der Spitze einer DCRI-Liste von 20 Personen, die in Südwestfrankreich besonders intensiv beobachtet werden sollten. Offenbar verlor der Geheimdienst aber seine Spur. Dem 23-Jährigen gelang es, ein Waffenarsenal anzulegen. Sarkozys Geheimdienstberater Ange Mancini sagte im Fernsehen, das Geld dafür habe er sich anscheinend bei Raubüberfällen beschafft.

In Pakistan erklärte ein Taliban-Sprecher, Mohamed Merah sei bei der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) in Nord-Waziristan trainiert worden. "Wir haben aber keine Informationen über die Anschläge in Frankreich; das hat nichts mit uns zu tun", sagte Ahmed Marwat, der sich als Sprecher einer Gruppe der TTP bezeichnete, der Nachrichtenagentur Reuters.

(REU)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort