Schnelle Hilfen sind gefordert Warum Europa jetzt in der Pflicht steht

Meinung | Düsseldorf · Am Donnerstag beraten die Staats- und Regierungschefs der EU auch über Hilfen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien. Die Verantwortlichen sollten sich in einer besonderen Pflicht sehen – aus mehreren Gründen.

Türkei/Syrien: Schweres Erdbeben - Tausende Tote
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Schweres Erdbeben erschüttert Türkei und Syrien

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Foto: dpa/Anas Alkharboutli

Das Leid der Menschen in den Erdbebengebieten ist unermesslich und absolut. Nichts kann es relativieren, jetzt gilt es zu helfen. Bis zu 23 Millionen Menschen im türkisch-syrischen Grenzgebiet seien den Folgen der Katastrophe direkt ausgesetzt, schätzt die Weltgesundheitsorganisation. Rund ein Drittel mehr als die Bevölkerung Nordrhein-Westfalens. Hinzu kommt eine Verbundenheit, die Deutschland und Europa noch mehr in die Pflicht bringt.

Denn mit der Türkei ist das hiesige Wirtschaftswunder eng verflochten. Millionen von Gastarbeitern haben, besonders an Rhein und Ruhr, dazu beigetragen, Kulturen sich gegenseitig beeinflusst. Familien haben sowohl in Deutschland als auch in der Türkei Verwandte und Freunde. Lange Jahre hat sich die Türkei um einen EU-Beitritt bemüht. Präsident Recep Tayyip Erdogan entfernt sich zwar zunehmend von europäischen Idealen, von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, und doch bleibt eine Nähe wie zu keinem anderen islamisch geprägten Land, das ja auch der Nato angehört. Und dann gibt es da noch das Flüchtlingsabkommen, das die EU auf Bestreben von Angela Merkel vor knapp sieben Jahren mit der Türkei schloss. Mit dem Milliardendeal wurde die Zahl der nach Deutschland einreisenden syrischen Flüchtlinge drastisch verringert, und damit ließen die entstandenen innenpolitischen Kontroversen nach. Genau die Region, die jetzt verwüstet wurde, hatte in der Folge viele Flüchtlinge aufgenommen.

Die Menschen flüchten vor einem Bürgerkrieg, in dem sich weltpolitische Verwerfungen zeigen, und landen in einem verheerenden Erdbeben. Wenn also am Donnerstag die Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem Gipfeltreffen über Hilfen beraten, sollten sie sich in einer besonderen Pflicht sehen. In ihren Beschlüssen muss sich zeigen, wofür die europäische Idee steht.

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