Nach Erdbeben in Mexiko Angehörige von Verschütteten hoffen auf weitere Wunder

Mexiko-Stadt · Die 72-Stunden-Frist läuft ab – danach haben Verschüttete kaum noch Überlebenschancen, sagen Experten. Doch die Menschen in Mexiko hoffen nach dem Erdbeben auf weitere Wunder.

 Helfer heben während der Suche nach Verschütteten ihre Hände, um damit um Schweigen zu bitten.

Helfer heben während der Suche nach Verschütteten ihre Hände, um damit um Schweigen zu bitten.

Foto: dpa, zeus hjb

Die 72-Stunden-Frist läuft ab — danach haben Verschüttete kaum noch Überlebenschancen, sagen Experten. Doch die Menschen in Mexiko hoffen nach dem Erdbeben auf weitere Wunder.

Die Bergungsteams in den Erdbebengebieten von Mexiko haben am Freitag ihr Rennen gegen die Zeit fortgesetzt. Vor allem in der schwer getroffenen Hauptstadt Mexiko-Stadt sorgten Gerüchte für Aufregung, dass noch im Laufe des Tages die Räumung der eingestürzten Gebäude mit schwerem Gerät beginnen könnte. Die Zahl der registrierten Toten stieg auf 286.

Angehörige von Verschütteten verteilten Flugblätter mit der Aufschrift: "Keine schweren Räumfahrzeuge!" Um 13.14 Uhr Ortszeit (20.14 Uhr MESZ) lief die 72-Stunden-Frist ab, in denen Verschüttete laut Experten in der Regel noch Überlebenschancen haben.

Angesichts von dutzenden Vermissten in Mexiko-Stadt hofften die Menschen dort auf weitere Wunder — obwohl Bergungskräfte und freiwillige Helfer mehr und mehr Leichen aus den Trümmern zogen. Vor eingestürzten Gebäuden baten Menschen die Retter, die 72-stündige "Frist" zu ignorieren.

Präsident Enrique Peña Nieto wandte sich schließlich ausdrücklich gegen "falsche Gerüchte", wonach die Bergungsarbeiten bald eingestellt und die Räumungsarbeiten beginnen sollten. Die Suche nach Vermissten gehe weiter, sagte er.

Kleine und große Erfolge trieben die Retter immer wieder zu neuen Anstrengungen an: In den Trümmern eines eingestürzten siebenstöckigen Bürogebäudes von Roma, dem beliebten Ausgehviertel im Zentrum der Hauptstadt, konnten sie 28 Menschen lebend bergen, daraufhin wurde eine neue Suchaktion nach 23 weiteren möglichen Überlebenden eingeleitet - einem von ihnen war es gelungen, per Videoanruf Kontakt zu seiner Familie aufzunehmen. Im Norden der Hauptstadt wurden ein Mann und eine 90-Jährige lebend aus dem Schutt gerettet.

Auch in den Trümmern der bei dem Beben am Dienstag fast komplett eingestürzten Enrique-Rebsamen-Schule ging die Suche weiter - allerdings nicht mehr nach der kleinen "Frida Sofia": Unermüdlich hatten Bergungskräfte und Helfer nach der Schülerin gesucht, von der die Retter mehrfach Lebenszeichen wahrgenommen haben wollten. Doch am Donnerstag kam die niederschmetternde Nachricht: Unter den Trümmern gibt es keine "Frida Sofia".

Möglicherweise befinde sich noch ein Erwachsener lebend unter den Trümmern der Schule, teilte Marineminister Ángel Sarmiento vor Ort mit. Alle Schüler aber seien "entweder sicher zu Hause, im Krankenhaus oder unglücklicherweise tot". Elf Kinder konnten demnach gerettet werden, für 19 Schüler und mindestens sechs Lehrer aber kam jede Rettung zu spät.

Allein in Mexiko-Stadt stürzten rund 40 Gebäude ein, landesweit sollen mehr als 20.000 Wohngebäude beschädigt sein. Viele Bewohner leben zur Zeit in Notunterkünften, bei Familien, Freunden oder auf der Straße. Auch die finanzielle Zukunft ist in vielen Fällen ungewiss: Obwohl die Erde in Mexiko häufig bebt, sind nur fünf Prozent der Wohnungen versichert.

(veke)
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