Macron spricht von Terror Enthauptung von Lehrer bei Paris – Neun Menschen in Gewahrsam

Paris · Wieder einmal steht Frankreich unter dem Schock einer mutmaßlich islamistisch motivierten Terrortat: Ein Lehrer wird brutal getötet, nachdem er mit seinen Schülern über umstrittene Mohammed-Karikaturen diskutiert hatte. Stunden später kommt es zu Festnahmen.

Lehrer bei Paris enthauptet – Terrorverdacht in Frankreich
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Lehrer bei Paris enthauptet – Terrorverdacht in Frankreich

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Foto: dpa/Abdulmonam Eassa

Nach einer mutmaßlichen terroristischen Attacke auf einen Geschichtslehrer in einem Vorort von Paris hat die Polizei zunächst vier Personen festgenommen, später wurde die Festnahme von fünf weiteren Menschen bestätigt. Damit sind jetzt neun Menschen im Gewahrsam.

Einer von ihnen sei minderjährig, teilte der für Anti-Terror-Ermittlungen zuständige Staatsanwalt Jean-François Ricard am Freitagabend mit. Berichten nach soll es sich bei den Festgenommenen um Mitglieder der Familie des mutmaßlichen Täters sowie andere Personen handeln.

Ein mit einem Messer bewaffneter Mann hatte den Lehrer in der Gemeinde Conflans-Sainte-Honorine auf offener Straße enthauptet. Nach der Bluttat wurde der mutmaßliche Täter von der Polizei erschossen. Vor seinem Tod habe der Lehrer mit seinen Schülern über Karikaturen des Propheten Mohammed diskutiert und deshalb Drohungen erhalten, sagte ein Ermittler, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Staatspräsident Emmanuel Macron sprach von einem „islamistischen Terroranschlag“ und rief die Nation auf, sich geeint gegen Extremismus zu stellen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Das Opfer habe seine Schüler gelehrt, dass man die Freiheit habe, etwas zu glauben oder auch nicht zu glauben, sagte Macron. Dafür sei der Mann ermordet worden. Zugleich sollte sich das Land durch die Tat nicht spalten lassen, weil die Extremisten genau dies erreichen wollten. „Wir müssen alle als Bürger zusammenstehen“, mahnte Macron.

Nach französischen Medienberichten soll es sich bei dem mutmaßlichen Angreifer um einen 18-jährigen in Moskau geborenen Tschetschenen handeln. Bestätigt wurde das von der Polizei zunächst nicht. Zahlreiche Tschetschenen haben seit den Kriegen in der russischen Teilrepublik in den 1990er und 2000er Jahren Asyl in Frankreich erhalten.

Nach dem Angriff in Conflans-Sainte-Honorine im Nordwesten von Paris wurde der Verdächtige im angrenzenden Eragny erschossen, nachdem er sich bedrohlich verhalten hatte, wie ein Polizeiermittler sagte. Er habe neben seinem Messer auch eine Soft Gun mit Plastikkugeln bei sich gehabt und sich geweigert, die Waffen niederzulegen.

Der Lehrer hatte in seinem Unterricht vergangene Woche eine Debatte zu den Mohammed-Karikaturen eingeleitet, die in weiten Teilen der islamischen Welt zu Protesten geführt und auch Anschläge nach sich gezogen hatten. Ein Elternteil eines Schülers habe ihn deshalb angezeigt, sagte ein weiterer Ermittler. Ob es eine Verbindung des mutmaßlichen Täters zu der Schule gab, war nicht klar.

Im Januar 2015 hatten Extremisten nach der Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“ überfallen und zahlreiche Redaktionsmitglieder getötet. Das Blatt veröffentlichte jungst wieder solche Karikaturen. Daraufhin wurden vor dem früheren Büro des Magazins zwei Menschen niedergestochen, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) haben den tödlichen Anschlag verurteilt. „Von Terror, Extremismus und Gewalt dürfen wir uns nie einschüchtern lassen“, schrieb Maas am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Von der Leyen sprach den Angehörigen des Opfers ihr Beileid aus und betonte die Bedeutung von Lehrern in einer Demokratie.

„Meine Gedanken sind auch bei den Lehrern, in Frankreich und in ganz Europa. Ohne sie gibt es keine mündigen Bürger. Ohne sie gibt es keine Demokratie“, schrieb von der Leyen.

(hebu/ap/dpa)
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