Aus Gefängnis geflüchtet Mann stellt sich in Sydney nach 30 Jahren der Polizei

Canberra · In Australien hat sich ein entflohener Häftling nach fast 30 Jahren der Polizei gestellt. Der heute 64-Jährige sei 1992 mithilfe einer Säge und eines Bolzenschneiders aus einem Gefängnis in Grafton im Nordosten des Bundesstaates New South Wales ausgebrochen.

 Ein Polizeibeamter schließt die Handschellen eines Mannes. (Symbol)

Ein Polizeibeamter schließt die Handschellen eines Mannes. (Symbol)

Foto: AP/Matias Delacroix

Nach 29 Jahren auf der Flucht hat ein Gefängnisausbrecher in Australien das Handtuch geworfen. Der 64-jährige Darko Desic sei in eine Polizeiwache in Sydney spaziert und habe sich gestellt, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Zeitung „Daily Telegraph“ berichtete unter Berufung auf Polizeiquellen, der Mann sei wegen des Corona-Lockdowns arbeits- und obdachlos geworden und musste im australischen Winter am Strand übernachten.

Desic war Anfang der 90er Jahre zu dreienhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er Marihuana gezüchtet hatte. Nach 13 Monaten Haft machte er sich mit Hilfe einer Metallsäge und eines Bolzenschneiders aus der Haftanstalt Grafton, 620 Kilometer nördlich von Sydney, aus dem Staub. Nach eigenen Angaben fürchtete er, nach der Haft in seine Heimat Jugoslawien abgeschoben zu werden, wo ihm eine weitere Strafe drohte, weil er sich vor dem Militärdienst gedrückt hatte.

Der Zeitung zufolge lebte Desic seit seiner Flucht im Norden Sydneys, verdingte sich als Hilfsarbeiter und Handwerker, ließ sich stets bar bezahlen und fiel nie auf, obwohl er in einer Fernsehsendung als meistgesuchter Mann Australiens präsentiert worden war. Doch im Corona-Lockdwon geriet er in Schwierigkeiten. Nach einer Nacht am Strand habe er sich gesagt: „Scheiß drauf, ich gehe zurück ins Gefängnis, wo ich ein Dach über dem Kopf habe“, berichtete das Blatt.

Jetzt drohen Desic wegen seiner Flucht zusätzliche sieben Jahre Haft. Wohin er anschließend abgeschoben werden könnte, ist unklar, weil Jugoslawien längst zerfallen ist. Er ist kein australischer Staatsbürger und die Einwanderungsbehörden hatten die Suche nach ihm aufgegeben. Immerhin bekam er 2008 eine Aufenthaltserlaubnis.

Ein Gericht lehnte am Dienstag eine Freilassung auf Kaution für den Mann ab. Am 28. September soll er erneut vor Gericht erscheinen.

(ala/dpa)
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