Einkaufen im Nachbarland Ende für „Dosentourismus“ – Niederlande führen Dosenpfand ein

Niederlande · Den Kofferraum noch schnell mit pfandfreien Getränkepaletten füllen und zurück nach Deutschland – das hat bald ein Ende. Auch die Niederlande führen Pfand für Dosen ein. Wann Schluss ist mit dem „Dosentourismus“.

 Einkaufswagen mit pfandfreien Getränkedosen (Archivfoto).

Einkaufswagen mit pfandfreien Getränkedosen (Archivfoto).

Foto: dpa/Gregor Fischer

Ortsbesuch beim Supermarkt „2 Brüder“ in Siebengewald. Wirft man einen Blick in die Einkaufswagen, die zu den Kofferräumen mit weißen Nummernschildern gefahren werden, muss man nicht lange suchen: Getränkedosen, egal ob mit Bier oder Brause gefüllt, gehören hier zum Standard-Repertoire. Und auch vor den Läden in Gennep oder Venlo ähneln sich die Bilder: Viele Menschen aus NRW fahren regelmäßig über die niederländische Grenze, um sich mit Getränken einzudecken. Nicht nur aus dem Grenzgebiet, bis ins Ruhrgebiet und die großen Städte des Rheinlands reicht der Ruf der niederländischen Supermärkte. Manche Urlauber bringen sich auch einfach nach dem Besuch im Nachbarland palettenweise Dosen mit nach Hause. Das Zauberwort lautet: Dosenpfand.

Denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es in den Niederlanden auf Dosen und kleinere Plastikflaschen kein Pfand. Das mag manchem Kunden praktisch erscheinen, ist bald aber bald wohl Geschichte. Denn die niederländische Regierung hat die Einführung eines Pfands für Dosen und kleine Plastikflaschen beschlossen. Das ist zwar schon vor geraumer Zeit geschehen, jetzt wird es allerdings ernst.

Grund dafür war der stetig wachsende Berg von Dosenmüll. Wäre dieser im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016/2017 um mindestens 70 Prozent geschrumpft, dann hätte die niederländische Regierung von der Einführung des Pfands abgesehen. So zumindest lautete die Abmachung, die Staatssekretärin Stientje van Veldhoven mit den Herstellern vereinbart hatte.

Das Gegenteil war aber der Fall: Die Zahlen zeigen schon für 2020, dass die Anzahl nicht ab-, sondern zugenommen hat. Und zwar um 27 Prozent. Staatssekretärin van Veldhoven hatte die Entscheidung über die Pfandeinführung daher vorzeitig getroffen. Nach Willen der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments sollte die neue Pfandregelung am 31. Dezember 2022 in Kraft treten, wurde dann aber noch einmal verschoben – auf den 1. April. In wenigen Wochen ist es also so weit.

Ziel der Maßnahme ist es, die etwa zwei Milliarden Dosen, die jedes Jahr verkauft werden, zu sammeln und zu recyceln, anstatt sie in der Umwelt landen zu lassen. Rund 150 Millionen Dosen seien das laut der Staatssekretärin jedes Jahr. „Auch Tiere werden durch sie verletzt. Mit einem Dosenpfand wird dies bald der Vergangenheit angehören.“ Pro Dose soll ein Pfand von 15 Cent erhoben werden. Genau wie bei kleinen Plastikflaschen. Für diese war eine Pfandregelung bereits im April 2020 beschlossen worden. Sie startete am 1. Juli 2021.

Mit der Entscheidung beenden die Niederländer eine 20 Jahre andauernde Debatte im Nachbarland. Pfand scheine das richtige Instrument dafür zu sein, um Müll drastisch zu reduzieren, sagt Staatsserkretärin van Veldhoven. Mit dieser Maßnahme schließen sich die Niederlande Ländern wie Deutschland, Finnland, Norwegen und Dänemark an. Es dürfte das Ende des Dosentourismus werden.

(albu/ahar/lha/lukra)
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