Unruhen in Schweden Eltern stellen sich Randalierern in den Weg

Stockholm · Die Unruhen in der schwedischen Hauptstadt Stockholm reißen nicht ab. Anwohner versuchen, die Lage zu beruhigen. Die Regierung weist Vorwürfe zurück, der hohe Einwandereranteil sei schuld an der Lage.

Nach den anhaltenden Unruhen in Stockholm hat der schwedische Regierungschef Fredrik Reinfeldt das Vorgehen der Polizei gegen die Randalierer verteidigt.

In einer Fragestunde im Parlament wies er die Kritik der rechtspopulistischen Partei der Schwedendemokraten zurück: "Ihre Antwort auf alle Probleme lautet: Immigranten sind schuld. Aber Sie sehen nicht, wie es wirklich ist. Neben den Hooligans gibt es Menschen mit dem selben Hintergrund, die Ruhe wollen."

Seit Ausbruch der Unruhen in einem Vorort der schwedischen Hauptstadt Stockholm am Sonntag wurde die Polizei inzwischen zu 80 Bränden gerufen. Jugendliche hatten zahlreiche Autos angezündet, eine Polizeiwache und ein Restaurant wurden ebenfalls in Brand gesteckt.

Polizisten und Rettungskräfte wurden mit Steinen beworfen. Zwei Polizisten erlitten Verletzungen, mussten aber nicht ins Krankenhaus. Anlass der Unruhen war vermutlich der Tod eines 69-Jährigen, den die Polizei - nach eigenen Angaben aus Notwehr - erschossen hatte.

Nach der vierten Nacht mit Gewaltausbrüchen setzt die Polizei nun auf Deeskalation. Unterstützung bekommt sie aus der Bevölkerung. Elterngruppen und andere Organisationen gehen auf die Straße und versuchen, die Konfrontation zu entschärfen. Ministerpräsident Reinfeldt bezeichnete die Eltern als Helden. "Unsere Botschaft lautet: Macht weiter so und um die politischen Streitereien kümmern wir uns später."

Im Stockholmer Vorort Husby, wo die Proteste ihren Anfang nahmen, sind 80 Prozent der Bevölkerung Einwanderer. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und wurde als ein Grund für die Unruhen genannt.

Die Gewaltausbrüche seien Ausdruck von Frustration einer Gruppe, die sich benachteiligt fühlt und keine Hoffnung mehr hat, sagen Forscher und Vertreter von Organisationen, die sich mit jungen Menschen in sozialen Brennpunkten beschäftigen.

"In stark durchmischten Gegenden, wo viele Menschen von Sozialhilfe leben, ist das Risiko für Unruhen immer größer", sagte Eva Andersson, Wissenschaftlerin an der Stockholmer Universität, der dpa. Schweden sei da kein Einzelfall. Französische und britische Studien zeigten ein ähnliches Ergebnis.

(dpa/csr/pst)
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