Verschwundene AF 447 "Eine menschliche Katastrophe"

Paris (RPO). Die brasilianische Luftwaffe hat Wrackteile geortet, die von dem verschwundenden Flugzeug stammen können. Kleine Trümmerteile seien rund 650 Kilometer nordöstlich der Insel Fernando de Noronha entdeckt worden, sagte ein Luftwaffensprecher in Brasilia.

Juli 2009: Entsetzen nach dem Air-France-Unglück
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Mehrere hundert Kilometer nordöstlich der Inselgruppe Fernando de Noronha hätten Flugzeuge im Wasser Sitze und weitere Teile entdeckt, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Darunter seien möglicherweise Metallstücke sowie Anzeichen von Öl und Kerosin. Die Behörden konnten zunächst nicht bestätigen, ob es sich um Wrackteile der Air-France-Maschine handelte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich über das Flugzeugunglück bestürzt. "Es ist eine menschliche Katastrophe", sagte sie am Dienstag in Berlin. "Wir empfinden alle tiefe Trauer um die Opfer." Sie habe keinen Zweifel, dass die Behörden in Brasilien und Frankreich alles tun würden, "um die Ursache für dieses schreckliche Unglück so rasch wie möglich aufzuklären". Die Deutsche Bischofskonferenz hat den Angehörigen ebenfalls ihr Mitgefühl ausgedrückt. "Wir trauern mit den Angehörigen. Ich schließe Opfer und Familien mit in mein Gebet ein", erklärte der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch.

Auch Deutsche unter den Opfern

Die Hoffnung, einen der 228 Menschen an Bord lebend zu retten, besteht nicht mehr. Unter den Opfern sollen sich 26 Deutsche befinden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehört dazu auch der deutsche Manager Erich Heine, Mitglied des Vorstands von ThyssenKrupp Steel und Vorsitzender des Verwaltungsrats der ThyssenKrupp CSA Siderurgica do Atlantico. Die Vermutung, dass eine Stuttgarter Familie unter den Opfern sein könnte, "hat sich bestätigt", sagte ein Sprecher der Fellbacher Stadtverwaltung auf ddp-Anfrage. Es handle sich um ein Ehepaar und deren zwei Töchter sowie eine Enkelin. Auch eine Stuttgarter Musicaldarstellerin war unter den Fluggästen.

Ein Sprecher des Musical-Veranstalters Stage Entertainment bestätigte, dass die 29-jährige Juliana de Aquino wohl in dem Flugzeug saß. "Noch haben wir die aktuelle Air-France-Passagierliste nicht" mit den Personen, die vor dem Start tatsächlich an Bord gegangen waren, sagte der Sprecher ddp. Jedoch habe das Unternehmen selbst den Flug für eine Privatreise der Künstlerin gebucht.

Diese habe kurz vor dem Abflug in Brasilien bei ihrer Familie angerufen und ihrem Vater gesagt, dass sie gleich an Bord gehen werde. De Aquino lebt nach Angaben des Unternehmenssprechers seit sechs Jahren in Deutschland und hatte ihre Familie in Brasilien besucht. Sie war unter anderem in dem Musical "Wicked - Die Hexen von Oz" zu sehen.

Der Airbus A330 mit 228 Menschen an Bord war am Montag auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris verschwunden. Die Suchtrupps versuchen jetzt, die Blackbox zu finden. Nur so kann wahrscheinlich die Ursache des Unglücks gefunden werden. Aber den Verantwortlichen läuft die Zeit weg, weil die Signale der "Black Box" mit dem Flugschreiber nach 30 Tagen erlöschen. Es wird vermutet, dass sich der Kasten in großer Meerestiefe befindet, was die Suche erheblich erschwert.

Rätselraten um die Ursache geht weiter

In Paris führten die Ermittler die Unglücksursache auf eine Verkettung unglücklicher Umstände zurück. Der zuständige Minister Jean-Louis Borloo sagte am Dienstag, die Behörden glaubten nicht, "dass ein einfacher Blitzschlag den Verlust des Flugzeugs verursacht haben könnte". Es müsse eine Abfolge von außergewöhnlichen Ereignissen eingetreten sein, sagte Borloo dem Radiosender RTL.

Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes stehe in enger Verbindung mit den französischen Behörden, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin. "Es ist eine schwere Stunde für uns alle", sagte der Minister. Steinmeier sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Im Krisenzentrum auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle hielten sich am Dienstag noch etwa 40 Angehörige auf.

(AP)
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