Mindestens 245 Tote bei Feuerinferno in Brasilien Ein paar Funken setzten die Decke in Brand

Die Gäste in der brasilianischen Diskothek "Kiss" feierten ausgelassen. Gegen 2.30 Uhr morgens sollten die Pyro-Effekte beim Auftritt einer Band für den Höhepunkt der Nacht sorgen. Stattdessen lösten sie ein Inferno aus. "Es war ein Chaos, alle rannten", berichtet eine junge Frau. Mindestens 232 Menschen starben, die meisten erstickten. Brasilien steht unter Schock.

Brasilien: Feuer-Katastrophe in Disco
5 Bilder

Brasilien: Feuer-Katastrophe in Disco

5 Bilder

Die Tragödie spielte sich in Santa Maria ab, einem Studentenort im Süden des Landes. Angesichte der Toten und Verletzten brach die Staatspräsidentin eine Auslandsreise ab. Die Fernsehsender des Landes berichten am Sonntag ununterbrochen und zeigen Bilder, wie Anwohner und Feuerwehr mit Vorschlaghämmern große Löcher in die Hauswände der Diskothek schlagen, um zu den Opfern vorzudringen.

Gegen 02.30 Uhr beginnt der Horror. Die überwiegend jungen Menschen sind zum Tanzen und Feiern in die Diskothek "Kiss" gekommen. Dann aber bricht In den Räumen des Nachtklubs ein Feuer-Inferno aus. In Panik rennen die Menschen blindlings zu den Ausgängen. Doch einige Türen sind verschlossen und 232 schaffen es nicht mehr ins Freie. Die meisten ersticken an hochgiftigen Dämpfen.

Der Brand entzündete sich während einer pyrotechnischen Showeinlage, die Teil des Auftritts einer Band war. Funken setzen das akustische Dämmmaterial aus Isolierschaumstoff an der Decke in Brand.

Flammen schlagen, es entsteht starker Rauch und die Tragödie nimmt ihren Lauf. "Es war ein Chaos, alle rannten zum Ausgang", berichtet eine geschockte junge Frau einige Stunden nach dem Brandkatastrophe.

Unklar ist bislang, ob der Nachtclub über einen ausreichenden Brandschutz und Notausgänge verfügte. "Ich weiß nicht, welchen Ausgang wir benutzten. Es ging alles so schnell", sagte die Frau. Hunderte werden bei der Katastrophe verletzt.

"Trauriger Sonntag"

Nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr war die Haupteingangstür des Clubs in der Rua Andradas 1925 zum Zeitpunkt der Katastrophe abgeriegelt. Das dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein, dass so viele Menschen ums Leben kamen. Die Polizei bestätigte bis zum Sonntagvormittag 245 Todesopfer. "Die meisten Menschen erstickten. Der (brennende) Schaumstoff produzierte einen hochtoxischen Qualm.
Sie gerieten in Panik, stolperten, fielen und traten auf die am Boden liegen Personen", sagte Guido de Melo einer der Einsatzleiter der Feuerwehr.

Präsidentin Dilma Rousseff brach nach der tragischen Nachricht ihre Teilnahme am einem internationalen Gipfel in Chile vorzeitig ab. "Ich möchte den Brasilianern und der Bevölkerung von Santa Maria sagen, dass wir in diesem traurigem Moment zusammenstehen", sagte sie den Tränen nahe bevor sie den Gipfel der EU und der Staaten Lateinamerikas und der Karibik in Santiago de Chile verließ, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio Grande do Sul, Tarso Genro, sprach von einem "traurigen Sonntag".

Draußen vor dem Klub warten die Angehörigen

Die Stadt Santa Maria ordnete noch am Sonntagvormittag eine 30-tägige offizielle Trauer an. Die Stadt, mit rund 270 000 Einwohnern, ist bekannt für ihr quirliges Nachtleben, denn sie beherbergt eine der größten öffentlichen Universitäten des Landes mit vielen Studenten. Die Diskothek Kiss hatte für die Nacht zum Sonntag mehrere DJs und Bands auf dem Programm. Die Veranstaltung begann um 23.00 Uhr. Der Eintritt kostete 15 Reais (5,50 Euro).

Vor dem Nachtclub warteten am Sonntag hunderte Angehörige und Freunde auf Nachrichten von Verwandten und Bekannten. Die mehr als 200 Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Wie viele Menschen tatsächlich in der Nacht in der Diskothek feierten, war zunächst noch unklar. Allerdings bietet das "Kiss" Platz für bis zu 2000 Menschen.

"Mein Glück war, dass ich nah an einem Ausgang stand. Es war der einzige, den ich sah. Alle drängten dort hinaus", sagte die 34-jährige Michele Pereira. Über die Identität der Opfer wurde zunächst nichts bekannt, aber die Toten sind meist junge Menschen. Die Katastrophe schockte auch die Einsatzkräfte. "Ich bin 40 Jahre bei der Feuerwehr, aber eine Tragödie solchen Ausmaßes habe ich noch nicht gesehen", sagte Feuerwehrmann Moisés da Silva Fuchs.

(dpa/pst/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort