Atomkraftwerk Fukushima Ein neues Leck und große Sorgen

Tokio (RPO). Aus dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima ist erneut radioaktiv verseuchtes Wasser ausgetreten. Das Leck sei am Reaktor 3 entdeckt und schnell geschlossen worden, teilte der Betreiber am Mittwoch mit. Bis die Situation in den schwer beschädigten Reaktoren wieder unter Kontrolle ist, wird es noch viele Monate dauern. Betreiber Tepco steht indes kurz vor der Pleite.

 Der Tenno in Fukushima: Japans Kaiser Akihito informiert sich vor Ort über den Stand der Dinge.

Der Tenno in Fukushima: Japans Kaiser Akihito informiert sich vor Ort über den Stand der Dinge.

Foto: POOL, AFP

Neue schlechte Nachricht aus Fukushima: Verstrahltes Wasser ergoss sich nach Angaben des Betreibers in eine Grube nahe des Ozeans. Ähnliche Lecks waren im vergangenen Monat am Reaktor 2 aufgetreten. Sie konnten mit Hilfe von flüssigem Glas und anderen Stoffen geschlossen worden. Nach dem verheerenden Erdbeben vom 11. März fielen in dem Atomkomplex Kühlanlagen aus. Deswegen wurde Meerwasser in die Anlage gepumpt, das teilweise wieder in den Pazifik zurückfloss.

"Massive Verschlechterung"

Die Situation in der Atomanlage bleibt auch zwei Monaten nach der Dreifach-Katastrophe in Japan kritisch. "Die strahlende Atomruine in Fukushima ist noch lange nicht unter Kontrolle", sagt Greenpeace-Energieexperte Christoph von Lieven. "Im schlimmsten Fall kann der geplante Wassersarkophag eine massive Verschlechterung bewirken. Es ist hoch riskant, ohne genaues Wissen über Lecks tausende Tonnen Wasser hineinzupumpen." Tepco selbst gibt an, dass es noch bis zum Ende dieses Jahres dauern könnte, bis die Lage im Kraftwerk unter Kontrolle gebracht werden kann.

Indes haben Kaiser Akihito und seine Frau Michiko zum ersten Mal ein Flüchtlingslager in der Präfektur Fukushima besucht. Mit aufmunternden Worten versuchte das Kaiserpaar, die rund 600 Bewohner zu trösten. Kaiser Akihito fragte sie nach ihrem Befinden und bat sie, auf ihre Gesundheit zu achten. Der von den Japanern sehr verehrte Kaiser und seine Frau hatten bereits im April mehrere Regionen im Nordosten Japans besucht, die von dem Erdbeben und dem Tsunami am 11. März schwer getroffen worden waren.

Neun Milliarden Euro Verlust

Betreiber Tepco hatte den Betroffenen eine Entschädigung von umgerechnet 8500 Euro pro Familie zugesagt. Für das im März abgelaufene Haushaltsjahr dürfte Tepco wegen des schwersten Atomunfalls seit Tschernobyl einen Verlust von einer Billion Yen (neun Milliarden Euro) verzeichnen, wie die Wirtschaftszeitung "Nikkei" am Mittwoch berichtete. Die geplanten Entschädigungszahlungen seien dabei noch nicht eingerechnet.

Um diese Zahlungen leisten zu können, hatte Tepco am Dienstag Staatshilfen beantragt. Am Mittwoch akzeptierte der Konzern in einer Erklärung die damit verbundenen Auflagen der Regierung. Tepco soll unter anderem die Entschädigungen schnell auszahlen und keine Obergrenzen festlegen. Außerdem wird der Konzern zu massiven Kosteneinsparungen an anderen Stellen verpflichtet.

(RTR/AFP/DAPD/csi)
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