Unglück der "Costa Concordia" Ehepaar wird aus dem Wrack gerettet

Insel Giglio · Über 24 Stunden nach der Havarie eines Kreuzfahrtschiffs vor der italienischen Küste haben Rettungskräfte zwei Überlebende geborgen. Ein Ehepaar aus Südkorea konnte aus dem Innern des Wracks gerettet werden. Es befinden sich vermutlich noch mehr Menschen im Wrack. Rettungskräfte hörten am Sonntagmorgen Geräusche in einem schwer zugänglichen Teil.

Die Rettung des Ehepaares aus Südkorea
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Die Rettung des Ehepaares aus Südkorea

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Am Tag nach dem schweren Schiffsunglück befürchtet die Küstenwache einen vollständigen Untergang der "Costa Concordia". Das Kreuzfahrtschiff befinde sich derzeit an einer 30 Meter tiefen Stelle, könne aber in tieferes Gewässer abrutschen und vollständig sinken.

Angesichts des möglichen Untergangs sei die Suche nach Überlebenden auf dem Schiff eine "riskante Operation", sagte der Sprecher der Küstenwache. Noch würden jedoch 50 bis 60 Menschen vermisst, weshalb die Rettungskräfte ihre Bemühungen fortsetzten. Die Behörden in der Stadt Grossetto auf dem italienischen Festland sprachen derweil nur noch von 41 vermissten Menschen.

Ein Paar aus Südkorea konnte in der Nacht lebend aus einem der unteren Decks des Schiffs gerettet werden, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Die Feuerwehr versuche, jede Kabine des Luxusliners zu erreichen, und habe zunächst nur aus der Entfernung mit den beiden 29-Jährigen sprechen können. Später seien Helfer jedoch in die Kabine vorgedrungen und hätten das frisch verheiratete Paar geborgen, hieß es. Die beiden seien wohlauf.

Geräusche aus dem Wrack

Unterdessen haben Rettungskräfte Geräusche aus einem schwer zugänglichen Teil der auf der Seite liegenden "Costa Concordia" gehört, teilten die Feuerwehren mit. Dort gebe es jedoch durch das Unglück versperrte Türen und andere Hindernisse auf dem Weg zu möglichen Überlebenden, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Geräusche hatten die Retter in der Nacht auch zu einem koreanischen Paar geführt. Das Kreufahrtschiff soll nun Kabine für Kabine abgesucht werden.

Die "Costa Concordia" hatte am Freitagabend zwischen der Insel Giglio und der südlichen Toskana einen Felsen gerammt und liegt dort auf der Seite. Bei dem Unglück riss der Rumpf des Schiffs auf, so dass Wasser eintreten konnte. Die meisten der mehr als 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, drei Menschen aus Frankreich und Peru kamen jedoch ums Leben. Zahlreiche Passagiere und Mitarbeiter wurden zudem verletzt.

Schiffskapitän in Haft

Der Kapitän des Schiffs, Francesco Schettino, wurde nach einem mehrstündigen Verhör verhaftet und muss sich möglicherweise wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Ihm wird zudem vorgeworfen, das Schiff verlassen zu haben, bevor alle Passagiere gerettet wurden. Schettino selbst machte eine fehlerhafte Seekarte für das Unglück verantwortlich. Die Black Box des Luxusliners wurde inzwischen gefunden.

Auf dem Schiff befanden sich auch knapp 570 Deutsche. Das Auswärtige Amt in Berlin ging davon aus, dass auch von ihnen einige verletzt wurden. Mitarbeiter der deutschen Botschaft seien vor Ort, um sich gegebenenfalls um Verletzte zu kümmern, sagte eine Sprecherin.

Eine Frau sagte, sie habe sich "wie auf der Titanic" gefühlt. Viele Passagiere brachen in Panik aus und sprangen von Bord in das eisige Meer. Ein 70-Jähriger soll dabei einen tödlichen Herzinfarkt erlitten haben. Viele Ältere trugen bei ihrer Rettung nur Pyjamas, weil sie im Schlaf überrascht wurden.

Helikopter, mehrere Schiffe und die Bevölkerung der nahegelegenen Insel Giglio beteiligten sich an der Rettungsaktion. Die Geretteten wurden nach Porto Santo Stefano auf der Halbinsel Argentario gebracht. Nicht ausgeschlossen ist, dass ein Teil der rund 2400 Tonnen Treibstoff aus dem Schiff ausläuft.

Laut Augenzeugen kam es bei der Rettungsaktion zu Verzögerungen. Ein Besatzungsmitglied sagte, es habe Stunden gedauert, die Menschen vom Schiff zu bekommen. Die deutsche Niederlassung von Costa Crociere erklärte dagegen, sie habe keine Informationen über Komplikationen bei der Rettungsaktion.

(AFP)
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