"Costa Concordia": Rätselraten über das Schicksal von zwölf Deutschen Ehepaar aus NRW wird vermisst

Stuttgart · Nach dem Kreuzfahrtunglück vor der italienischen Küste steigt die Zahl der vermissten Deutschen. Insgesamt haben sich zwölf deutsche Passagiere noch nicht bei ihren Familien gemeldet. Zwei von ihnen stammen aus Nordrhein-Wesfalen.

Der Sohn eines Ehepaars aus dem münsterländischen Ibbenbüren hat sich am Wochenende bei der Polizei gemeldet. Das sagte ein Behördensprecher in Steinfurt am Montag. Nach dem Unglück am Freitagabend habe der Sohn noch mit seinen 72 und 68 Jahre alten Eltern telefoniert, dann aber nichts mehr von ihnen gehört. In dem Telefonat hätten die Eltern noch gesagt, es gehe ihnen gut.

Die Polizei habe die Vermisstenmeldung ans Landeskriminalamt weitergeleitet. Von dort sollen die Informationen ans Auswärtige Amt gehen. Die Behörde in Berlin gab jedoch keine Zahlen zu Vermissten bekannt. Bisher ist der Verbleib von nun zwölf Deutschen unklar.

Weitere Vermisste aus Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Berlin

Bei den Menschen aus Hessen handele sich um ein Ehepaar aus Mühlheim am Main sowie um zwei Schwestern aus Offenbach und einen Mann aus Maintal, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Offenbach: "Die werden hier als vermisst gemeldet und dürften sich auf dem Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" aufgehalten haben."

Das Paar aus Mühlheim war am Sonntag als vermisst gemeldet worden. Die Tochter des Ehepaars, eine Frau aus dem hessischen Dreieich, meldete am Sonntag ihre Eltern als vermisst. "Meine Eltern waren auf der Costa Concordia, die am Freitag gekentert ist und seitdem haben wir überhaupt keine Informationen", sagte sie am Sonntagabend dem Radiosender Hit Radio FFH. Das Paar, 71 und 72 Jahre alt, war den Angaben zufolge mit einer Reisegruppe aus dem Raum Aschaffenburg unterwegs.

Sie habe sich sowohl bei der Deutschen Botschaft in Rom und beim Auswärtigen Amt als auch bei der Reederei um Aufklärung bemüht, sagte die FFH-Hörerin. "Das muss sehr chaotisch alles ablaufen, man kriegt von jedem andere Informationen", sagte sie.

Auch von zwei vermissten Frauen aus Baden-Württemberg fehlt noch jede Spur. Wie die Polizeidirektionen Biberach und Esslingen bestätigte, dass eine 66-jährige Frau aus Laupheim und eine 71-jährige Frau aus dem Raum Nürtingen vermisst werden. Sie gehörten einer größeren Reisegruppe mit 41 Touristen an, die auf der "Costa Concordia" war. Die übrigen 39 Reiseteilnehmer seien bereits nach Deutschland zurückgekehrt, berichtet die "Augsburger Allgemeine". Das Blatt beruft sich auf ein Kreuzfahrt-Unternehmens aus dem schwäbischen Heimenkirch (Kreis Lindau). Jedoch war unklar, ob die Vermissten nach der Hektik des Unglücks womöglich auf eigene Faust zurückgekehrt waren oder sogar noch in Italien sind.

Auch in Berlin wurde bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Ein 66-jähriger Mann und seine 60-jährige Begleiterin wurden von der Schwester der Frau am Sonntagnachmittag als vermisst gemeldet, sagte eine Polizeisprecherin. Der Mann und die Frau seien gehbehindert.

Eine Sprecherin des Landeskriminalamts in München bestätigte am Abend, dass es auch in Bayern eine Vermisstenmeldung gebe. Dabei handelt es sich um eine Frau aus der Nähe von Nürnberg. Diese teilte demnach mit einer Freundin eine Kabine auf dem Schiff. Während diese Freundin sich an Land habe retten können, fehle von der Frau jede Spur. Wie die Sprecherin sagte, sei es aber auch "gut möglich", dass sich die Frau auf dem Rückweg befinde.

Das Auswärtige Amt bestätigte, dass zehn Deutsche verletzt wurden. Sie seien in Krankenhäusern behandelt, mittlerweile aber schon wieder entlassen worden. Insgesamt waren unter den 4.200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern aus mehr als 60 Ländern an Bord 566 Deutsche. Die meisten von ihnen seien bereits am Samstag mit Flugzeugen oder Bussen wieder nach Hause gebracht worden, sagte der Sprecher des Veranstalters Costa Kreuzfahrten, Werner Claasen, am Sonntag.

Das Außenministerium hatte am Sonntag von "einigen ungeklärten Fällen" aus Deutschland gesprochen. Dabei könne es sich unter anderem um Menschen handeln, die kein Telefon hätten oder nach dem Unglück verwirrt seien. Die Lage an dem haverierten Kreuzfahrtriesen vor der Toskana war auch am Sonntag noch immer unübersichtlich.

(mit Agenturmaterial)
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