Kampf gegen die Seuche 4500 Deutsche wollen gegen Ebola helfen

Düsseldorf/Berlin · Die Bundesregierung will eine Klinik in Liberia und eine Behandlungs-station in Sierra Leone aufbauen. Dafür stellt das Außenministerium 20 Millionen Euro bereit. Weitere freiwillige Helfer werden gesucht.

Die Ebola-Waisen von Sierra Leone
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Mit dem Flug eines Airbus der Luftwaffe von Köln/Bonn nach Dakar im Senegal ist gestern die Luftbrücke der Bundeswehr zur Ebola-Hilfe gestartet worden. An Bord waren ein zehnköpfiges Vorauskommando und mehrere Tonnen Hilfsgüter, darunter medizinisches Material und Desinfektionsmittel. Zeitgleich flogen zwei "Transall"-Transporter vom bayerischen Penzing nach Dakar. Von dort aus sind Pendelflüge nach Monrovia in Liberia geplant.

Angesichts der dramatischen Lage in Westafrika und der bislang nur wenigen freiwilligen Helfer haben sich Gesundheitsministerium, Ärzteschaft und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden: Sie baten gestern öffentlich medizinisches Personal, sich als Freiwillige im Kampf gegen Ebola zu melden.

Ein entsprechender Aufruf von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat nach Angaben einer Ministeriumssprecherin "ein überwältigendes Echo" ausgelöst. Rund 4500 Bundeswehrsoldaten und Zivilisten hätten sich bislang freiwillig gemeldet. Gesucht werden vorrangig Kräfte mit medizinischem Hintergrund, die für die Unterstützungsmission auch geimpft werden müssten. Geprüft würden zurzeit die rechtlichen Grundlagen inklusive einer Gefahrenzulage und die Frage, ob ein bewaffneter Schutz der Helfer nötig sei.

Um das Krankenhaus und die Behandlungsstation in Westafrika aufzubauen und zu betreiben, werden nach Angaben des DRK allein 170 Ärzte, Pfleger und anderes medizinisches Personal benötigt. Die Helfer sollen alle vier bis sechs Wochen von neuen Teams abgelöst werden. Die Arbeit bei 40 Grad in den Schutzanzügen sei so belastend, dass häufige Wechsel notwendig seien. Das DRK rechnet damit, dass man etwa zwölf Monate mit der medizinischen Hilfe vor Ort bleiben muss. Das heißt, es werden im Zuge eines Jahres rund 2000 Fachkräfte gebraucht.

Wer sich zu diesem gefährlichen und belastenden Einsatz entschließt, tut dies aus idealistischer Motivation. Für den Einsatz erhalten die Pflegekräfte und Ärzte die in Deutschland üblichen Gehälter. Wenn die Helfer eine Festanstellung haben, ersetzt das DRK in der Regel den Arbeitgebern den Ausfall.

Die Bundesregierung hat in den vergangenen Wochen ihre Hilfe für die Ebola-Krisengebiete deutlich aufgestockt. Neben den 20 Millionen Euro für die nun geplante medizinische Hilfe wurden zusätzlich zehn Millionen Euro für den Kampf gegen Ebola durch die Weltgesundheitsorganisation WHO zur Verfügung gestellt. Das Gesundheitsministerium steckt weitere zwei Millionen Euro in ein Ausbildungsprogramm, um vor Ort den Infektionsschutz zu verbessern. Mit weiteren 1,5 Millionen Euro wird an Arzneien und Impfstoffen gegen das gefährliche Virus geforscht. Zudem ist die Bundesregierung an finanziellen Hilfen für die Krisengebiete über die EU beteiligt.

Auch die Hilfeleistungen nichtstaatlicher deutscher Hilfsorganisationen sind angelaufen. Das Medikamentenhilfswerk "action medeor" aus Tönisvorst hat bisher Hilfsgüter im Wert von 130 000 Euro nach Liberia und Sierra Leone geschickt. Dabei handelt es sich um Medikamente und Schutzmaterial wie Handschuhe, Masken, Desinfektionsseife und Thermometer.

"Wir liefern auch Ebola-Kits mit Material, das bei Verdachtsfällen oder bestätigten Ebola-Fällen angefordert werden kann", sagt eine Sprecherin. Darin enthalten sind Antibiotika und Schmerzmittel. Derzeit baut das Hilfswerk zusammen mit der Duisburger Organisation "I.S.A.R. Germany" eine Isolierstation in Liberia auf.

Die Deutschen sind in Sorge über eine mögliche Ausbreitung der Seuche bis nach Europa. Nach der ARD-Umfrage Deutschlandtrend sieht fast jeder Zweite Ebola als bedrohlich an.

(qua)
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