Pilger verprügeln Lokführer Dutzende Tote bei Zugunglück in Indien

Patna · Im Nordosten Indiens sind am Montag mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen, als ein Schnellzug in eine Pilgergruppe raste. Die Pilger hätten beim Überqueren der Gleise offenbar den einfahrenden Zug übersehen, teilte die Polizei mit. Nach dem Unglück griff eine wütende Menge den Bahnhof und den Schnellzug an. Einer der Fahrer wurde tot geprügelt, sein Kollege wurde lebensgefährlich verletzt.

Nach neuen Angaben seien bei dem Zugunglück 37 Menschen, unter ihnen vier Kinder, gestorben, sagte ein hochrangiger Polizeibeamter der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe dutzende Verletzte. Ihre genaue Zahl sei allerdings unklar, da sie in verschiedene Krankenhäuser gebracht worden seien.

Das Unglück ereignete sich in der Ortschaft Dhamara Ghat, die rund 250 Kilometer von Patna, der Hauptstadt des nordostindischen Bundesstaats Bihar, entfernt liegt. In der Nähe hatten sich viele Hindu-Pilger in einem Tempel versammelt, wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India berichtete. Einige von ihnen seien sogenannte Kanwarias, Anhänger von Shiva, des hinduistischen Gottes der Zerstörung.

Abgetrennte Körperteile und viel Blut

Der Vorstandsvorsitzende der Bahngesellschaft, Arunendra Kumar, sagte in der Hauptstadt Neu Delhi, die Menge sei auf dem Bahnhof des Ortes von den Bahnsteigen hinunter gestiegen, um die Gleise zu überqueren. Dabei hätten die Pilger den einfahrenden Zug übersehen. Ein Student, der zum Unglückszeitpunkt in dem Schnellzug war, sagte örtlichen Fernsehsendern, am Unfallort habe er abgetrennte Körperteile und viel Blut gesehen.

Nach dem Unglück griff eine aufgebrachte Menge den Schnellzug an und verwüstete das Bahnhofsgebäude. Sechs Waggons des Rajya Rani Express seien in Flammen aufgegangen, sagte der örtliche Bahnmanager Arun Malik. Das Personal sei aus Angst vor Angriffen geflohen. Die Fahrer des Schnellzugs konnten nicht rechtzeitig fliehen. Einer von ihnen sei tot geprügelt und der andere lebensgefährlich verletzt worden, teilte die Polizei mit.

"Tiefe Trauer und Erschütterung"

Indiens Regierungschef Manmohan Singh brachte seine "tiefe Trauer und Erschütterung" über das Zugunglück zum Ausdruck. Zugleich rief er zur Ruhe auf, "damit die Bergungs- und Rettungsarbeiten ohne Behinderungen" vonstatten gehen könnten, wie Singhs Büro erklärte.

Die Bahn ist in Indien das wichtigste Transportmittel für lange Strecken. Laut einem vergangenes Jahr veröffentlichten Regierungsbericht kommen in Indien jährlich fast 15.000 Menschen beim Überqueren von Bahngleisen ums Leben. Allein auf die chaotische Metropole Mumbai, das ehemalige Bombay, entfallen demnach 6000 dieser Todesfälle.

Viele der Bahnstrecken sind nicht gesichert, Schranken werden regelmäßig ignoriert und die Strecken auch an nicht zugelassenen Stellen überquert. Zudem sind viele Züge so überfüllt, dass die Menschen auf den Dächern sitzen oder aus den offenen Türen hängen. Jährlich ereignen sich rund 300 Zugunglücke in Indien.

(AFP)
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