Untersuchungsrichter weist Angeklagtem Hauptschuld zu Dutroux stellt sich den Kameras

Brüssel (rpo). Der mutmaßliche Kinderschänder Marc Dutroux stellt sich nach einem Sinneswandel nun doch den Linsen der Fotografen und Kameraleute. Vor wenigen Tagen noch hatte er Aufnahmen von sich verboten. Im Prozess sagte indes der seit sechs Jahren ermittelnde Untersuchungsrichter aus.

Vor dem Schwurgericht in der südbelgischen Stadt beschwerte sich Dutroux am Montag, seit seiner Festnahme 1996 seien wiederholt Aufnahmen von ihm gemacht worden, ohne dass er um Erlaubnis gebeten worden sei. Deshalb habe er zum Auftakt des Prozesses vergangene Woche Aufnahmen von sich verboten. Er wolle sich aber nicht vorwerfen lassen, "dass ich die Presse manipuliere", weshalb er seine Meinung nun geändert habe.

Die Erklärung Dutroux' wurde im Gerichtssaal aufgezeichnet und später im belgischen Fernsehen ausgestrahlt. Mehrere Medien hatten das Verbot vergangene Woche missachtet und waren dafür vom Vorsitzenden Richter Stéphane Goux für einige Zeit vom Prozess ausgeschlossen worden. Dutroux muss sich wegen dreifachen Mordes sowie Entführung und Vergewaltigung von sechs Mädchen verantworten. Die Morde streitet er ab. Zugegeben hat er lediglich, zwei Mädchen entführt und vergewaltigt zu haben, die beide überlebten.

Urteil in zwei bis drei Wochen

Am fünften Prozesstag sagte Untersuchungsrichter Jacques Langlois aus, der in dem Fall sechs Jahre ermittelt hatte. Der Richter wies die auch von Dutroux wiederholt aufgestellte Theorie zurück, dass hinter dem Fall ein umfassendes Netzwerk von Pädophilen steht. Die Aussage von Langlois soll die gesamte Woche in Anspruch nehmen. Mitangeklagt sind Dutroux' 44 Jahre alte Exfrau Michelle Martin, sein 32-jähriger Komplize Michel Lelièvre sowie der zweifelhafte 62 Jahre alte Brüsseler Geschäftsmann Michel Nihoul. Ein Urteil wird in zwei bis drei Wochen erwartet.

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