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Vereitelter Flugzeug-Anschlag Drahtzieher sollen aus Guantanamo kommen

Washington/Sanaa (RPO). Die Drahtzieher des vereitelten Anschlags auf ein Flugzeug in Detroit sollen im Gefangenenlager Guantanamo gesessen haben. Laut Medienberichten gehörten sie später zur Spitze der Al Qaida im Jemen.

Der Attentäter von Detroit
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Der amerikanische Fernsehsender ABC meldet unter Berufung auf Regierungsbeamte und Informationen des US-Verteidigungsministeriums, dass zwei von vermutlich vier Drahtziehern des geplanten Attentats am ersten Weihnachtsfeiertag ehemalige Gefangenen aus Guantanamo auf Kuba gewesen sind.

Muhamad Attik al-Harbi und Said Ali Shari aus Saudi-Arabien waren demnach nach ihrer Entlassung zunächst an ihr Heimatland überstellt worden. Später sollen die Männer in den Jemen gereist sein, wo sie Führungsrollen im Terrornetz Al Qaida übernommen haben.

Im Jemen haben nach Einschätzung von Außenminister Abubakr Al-Kirbi bis zu 300 Kämpfer und Anführer der Al Qaida Unterschlupf gefunden. "Wir sind uns dieser Gefahr bewusst", sagte Kirbi am Dienstag dem BBC-Hörfunk.

Die Extremisten planten möglicherweise weitere Attentate wie den vereitelten Anschlag auf ein US-Verkehrsflugzeug am ersten Weihnachtsfeiertag. Genaue Zahlen über die Al-Qaida-Kämpfer in seinem Land könne er nicht nennen. "Es können Hunderte sein, 200, 300. Belastbare Zahlen habe ich nicht", sagte der Außenminister.

Die Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel, die im Jemen ansässig ist, hat sich zu dem vereitelten Anschlag auf die Maschine der Luftfahrtgesellschaft Northwest Airlines bekannt. Der von Mitreisenden und Besatzungsmitgliedern überwältigte mutmaßliche Attentäter hatte von August bis Dezember im Jemen gelebt. Laut BBC sagte der Nigerianer in seinen Vernehmungen beim FBI aus, es gebe weitere potenzielle Angreifer.

Kirbi forderte in dem BBC-Interview einen fairen Austausch von Geheimdienstinformationen. Sein Land benötige internationale Hilfe bei der Ausbildung und der Ausrüstung von Anti-Terror-Einheiten.

Nigerianer lebte mehrere Monate im Jemen

Der der Tat angeklagte Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab lebte von August bis Dezember dieses Jahres im Jemen, wie die Regierung in Sanaa am Dienstag mitteilte.

Abdulmutallab habe in der Hauptstadt eine Schule besucht, um Arabisch zu lernen, sagte Informationsminister Hassan al Losy. Dafür habe er ein Visum erhalten. Zuvor hatte sich Abdulmutallab nach Angaben der Regierung bereits 2004/2005 ein Jahr lang im Jemen aufgehalten. Der Informationsminister kritisierte, dass die US-Regierung nicht mitgeteilt habe, dass Abdulmutallab auf einer Liste von Personen mit möglichen Terrorverbindungen stehe.

Die Organisation Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel bekannte sich am Montag zu dem versuchten Anschlag und sprach von Vergeltung für eine US-Aktion gegen Al Qaida im Jemen. Jemenitische Truppen hatten mit Unterstützung des US-Geheimdienstes im Dezember zwei Luftangriffe gegen Al-Qaida-Kämpfer geflogen. Der zweite erfolgte einen Tag vor dem versuchten Anschlag in Detroit. Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel ist ein Netz von islamischen Extremisten aus Saudi-Arabien und dem Jemen.

Deutschland verstärkte Sicherheitsmaßnahmen

Auch auf deutschen Flughäfen wurden nach dem versuchten Sprengstoffanschlag die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Wie das Bundesinnenministerium am Dienstag mitteilte, wird es vor allem intensivere Kontrollen von Personen und Handgepäck geben. Erste Ergebnisse zum möglichen Einsatz von Scannern zur Sprengstofferkennung werden im kommenden Jahr erwartet, wie Ministeriumssprecherin Gabriele Hermani erklärte.

US-Präsident Barack Obama ordnete eine Überprüfung der Luftsicherheitsbestimmungen und des Warnlistensystems für Terrorverdächtige an. Darüber hinaus forderte er die für nationale Sicherheit zuständigen Beamten auf, den Druck auf Terroristen aufrecht zu erhalten. Das Nationale Terrorabwehrzentrum hat zugelassen, dass der Attentäter trotz Warnungen sein Einreisevisum behalten durfte.

US-Regierung sagt entschlossenen Kampf gegen Terrorismus zu

Obama erklärte am Montag in seinem Urlaubsort in Honolulu, die Regierung tue alles, um die Sicherheit von US-Bürgern zu garantieren. Die Behörden würden nicht aufgeben, bis sie jeden an dem Anschlagsversuch in Detroit Beteiligten aufgespürt und zur Verantwortung gezogen hätten. Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des Präsidenten zu dem Zwischenfall am Freitag.

Nach Angaben des US-Außenministeriums hatten die Antiterror-Behörden am 20. November Information über Abdulmutallab erhalten - einen Tag, nachdem dessen Vater die US-Behörden vor den extremen religiösen Ansichten seines Sohnes gewarnt hatte. Die Informationen seien aber nicht ausreichend gewesen, dem 23-Jährigen das Visum wieder zu entziehen, sagte Ministeriumssprecher Ian Kelly. Die Behörden erhielten tausende Informationen über angebliche Verdächtige, und die seien nicht immer zutreffend.

Abdulmutallab erhielt Kelly zufolge 2008 ein zwei Jahre gültiges Visum. Er habe Geld vorweisen können, eine angesehene Schule besucht und die USA bereits zuvor besucht.

Der frühere Heimatschutzminister Michael Chertoff erklärte, wenn ein Elternteil sich mit Bedenken wegen seines Kindes an die Behörden wende, werfe das Fragen auf. Er selbst hätte in diesem Fall weitere Fragen gestellt, sagte Chertoff in einem Interview.

(apd/Reuters)
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