18 Jahre nach dem Anschlag Mutmaßliche „9/11“-Drahtzieher in Guantánamo wieder vor Gericht

Guantánamo Bay · Am Mittwoch gedenken die USA zum 18. Mal der Opfer der Terroranschläge vom 11. September. Die mutmaßlichen Strippenzieher stehen wieder vor Gericht. Eine mögliche Verurteilung liegt fast zwei Jahrzehnte nach dem Horror jedoch noch immer in weiter Ferne.

 Gefangene in orangefarbenen Overalls im Gefangenenlager Guantánamo Bay.

Gefangene in orangefarbenen Overalls im Gefangenenlager Guantánamo Bay.

Foto: DPA / J. Scott Applewhite / Pool

Die mutmaßlichen Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 sind auf dem langwierigen Weg zu einem Prozess wieder vor Gericht erschienen. Die Anhörung im Rahmen einer Vorverhandlung fand am Montag kurz vor dem 18. Jahrestag der Attentate statt - und kurz nachdem der Termin für den Start des eigentlichen Verfahrens für Januar 2021 festgelegt wurde. Alle fünf Angeklagten waren zu Beginn der Anhörung vor einem Sondertribunal im US-Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba anwesend - darunter Chalid Scheich Mohammed, der als Mastermind der Anschläge gilt.

Bei den Terroranschlägen waren in New York und Washington fast 3000 Menschen ums Leben gekommen. Islamisten hatten damals drei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York und in das Pentagon in Washington gesteuert. Eine vierte Maschine stürzte in Pennsylvania ab.

Was vor 18 Jahren passierte, kam in der Anhörung in Guantánamo am Montag zunächst nicht zur Sprache. Stattdessen ging es um komplizierte Verfahrensfragen. Wie soll mit geheimen Informationen umgegangen werden? Warum werden immer wieder die Verfahrensregeln geändert? Die Verteidiger wiesen auf die zahlreichen Schwierigkeiten des Verfahrens hin - und beklagten die Unannehmlichkeiten in Guantánamo. Es sei, wie durch Wasser zu laufen, sagte James G. Connell, einer der Hauptverteidiger.

Über allem stehe die Tatsache, dass die Angeklagten gefoltert worden seien, um Geständnisse zu erhalten und Beweise zu sammeln, machte der Verteidiger von Scheich Mohammed, Gary Sowards, klar. Scheich Mohammed saß an Sowards Seite, den langen Bart orange gefärbt, mit markanter Brille und schwarz-grau gestreiftem Kopftuch.

Scheich Mohammed, der seinen Initialen entsprechend auch „KSM“ genannt wird, soll einst die „Nummer drei“ der Terrororganisation Al-Kaida gewesen sein. Er und andere wurden nach ihrer Festnahme in Geheimgefängnissen der CIA brutal gefoltert.

„KSM“ ist seit 2003 in US-amerikanischer Gefangenschaft, 2006 kam er in das umstrittene Gefangenenlager Guantánamo Bay. Mindestens 183 Mal wurde er dem sogenannten Waterboarding ausgesetzt, wie aus einem 2014 veröffentlichten Bericht des US-Senats hervorgeht. Dabei wird Ertränken simuliert. Die so erzwungenen Aussagen können bei einem Verfahren vor Gericht nicht verwendet werden. Der frühere US-Präsident Barack Obama hatte sich vergeblich darum bemüht, die mutmaßlichen Terroristen in New York vor ein Bundesgericht zu stellen.

Zu den Angeklagten zählt auch Walid bin Attasch, der einst Leibwächter Osama bin Ladens gewesen sein soll, und Mustafa Ahmed al-Hausawi aus Saudi-Arabien, der den Attentätern Geld beschafft haben soll. Das wird auch dem in Kuwait aufgewachsenen Ali Abdel Asis Ali vorgeworfen, der mit Scheich Mohammed verwandt ist. Für September sind zahlreiche neue Anhörungen angesetzt - auch am Jahrestag der Anschläge.

In Guantánamo sitzen noch insgesamt 40 Häftlinge. Obama war mit dem Versuch gescheitert, das Lager zu schließen. Viele der Gefangenen wurden nie verurteilt oder gar nicht erst angeklagt.

(anst/dpa)
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