Franz Müllner lebt als Kraftprotz Dieser Mann hält Flugzeuge mit bloßen Händen fest

Wien · Sein Lieblingswort ist "extrem". Und so ganz falsch liegt Franz Müllner damit nicht. Der 43-jährige Kraftprotz und vielfache Rekordhalter aus Österreich macht Dinge, von denen keiner träumen mag.

 Franz Müllner zieht im Rahmen seines Weltrekordversuchs einen 14 Tonnen schweren und mit drei Mann besetzen Pandur-Radpanzer über den Heldenplatz in Wien

Franz Müllner zieht im Rahmen seines Weltrekordversuchs einen 14 Tonnen schweren und mit drei Mann besetzen Pandur-Radpanzer über den Heldenplatz in Wien

Foto: dpa, Andreas Pessenlehner

"Lkw-Ziehen, Bierfass-Stemmen, Baumstamm-Werfen - das hat mir keinen Spaß mehr gemacht", erzählt er von klassischen Diszlipinen in Wettbewerben unter starken Männern. Er wollte originelle Aufgaben. Seitdem landen Hubschrauber auf seinen Schultern, stürzt er 650 Kilogramm schwere Autos in Windeseile mehrfach um, hält das Sicherungsseil von Bungee-Springern mit bloßen Händen fest, schiebt das Riesenrad im Wiener Prater an. Zwölf Guinness-Weltrekorde hat der gelernte Steinmetz. Sein Geheimnis: Wille, Wille, Wille.

"Ich habe immer das Extreme gesucht", sagt der Vater zweier Töchter. Einen wichtigen Kick bekam er in seiner Ausbildung bei der Armee. Als Mitglied einer Eliteeinheit war Topform Pflicht - und auch größtmögliche Angstfreiheit: Im Irak war er als UN-Blauhelm einer der Minensucher. Nach seiner Dienstzeit verdiente er mit Gelegenheitsjobs gutes Geld, war Ausdauer-Sportler, Triathlet. 2000 entdeckte er die Faszination von Muskeln für sich. "Ich habe mir gesagt, ich bin 2002 der stärkste Mann Österreichs." Gesagt, getan. Zwischen 2002 und 2005 war ihm im Bierfass-Stemmem keiner in der Alpenrepublik gewachsen.

Aber auch irgendwie nachvollziehbar, dass das nicht alles gewesen sein konnte. Müllner wurde Kraft-Profisportler mit heimischen Sponsoren und einer Nase für spektakuläre, teils äußerst schmerzhafte Inszenierungen. Er hat drei Flugzeuge, die an seinen Armen und Beinen festgebunden waren, erfolgreich am Boden gehalten. Als die jeweils 250 PS starken Motoren auf Vollschub gingen, hätte es ihn beinahe zerrissen. "Das war eigentlich ein Schmerzrekord", sagt er und ein bisschen beeindruckt scheint er immer noch. Gut, dass ihm bei 125 Kilogramm Gewicht nichts wirklich fehlt. "Ich bin topfit, die Achillesferse zwickt manchmal, Knieprobleme habe ich keine."

Im weltweit wachsenden Club der Kraftprotze sind Alleinstellungsmerkmale wichtig. Vor 15 Jahren habe es nur einige Dutzend Top-Leute gegeben, erinnert sich Heinz Ollesch aus Rosenheim, der zwölf Mal Deutschlands stärkster Mann war. "Heute tummeln sich einige 1000 in den verschiedensten Ligen", erzählt der 47-Jährige. TV-Übertragungen der "Strongman Champions League" machten den Sport immer populärer. "Kraft an sich fasziniert die Menschen."

Und auch Durchhaltewillen kann beeindrucken: Was echte Kerle auch mit gebrochenen Gliedern noch können, hat Müllner beim Bungee-Seilhalten bewiesen. Bei der Generalprobe - ein 80 Kilogramm schwerer Partner war von der 192 Meter hohen Europabrücke bei Innsbruck gesprungen - war der Zug so groß, dass beide Hände brachen.
Müllner hielt nicht nur fest, er bandagierte seine Hände und überstand auch die anschließende Wiederholung vor laufenden TV-Kameras erfolgreich. Ein weiterer Beweis für das Motto "Du bist stärker, als du denkst", unter dem er auch Kinder bei Veranstaltungen schult und aufmuntert.

Mit seinem Rekord-Repertoire reist der "Austrian Rock", wie er sich nennt, durch die Welt, ist in China und der Türkei, tritt bald in Argentinien auf und plant Events in Deutschland. Im Vergleich zu anderen starken Männern hat er Ausdauer - im wahrsten Sinne. "Den meisten Muskelmännern bleibt schon beim Treppensteigen die Luft weg." Er dagegen verbringe zu Hause im Lungau viel Zeit beim täglich vierstündigen Training auf dem Trimm-Rad. Was macht einer wie er, wenn er älter wird? "Ich werde Bodyguard für Prominente", sagt er. Sicher auch wieder - gesagt, getan.

(dpa)
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