Europäer in der Mehrheit Die Zusammensetzung des Konklaves

Berlin/Vatikanstadt · Möglichst zügig soll das kommenden Dienstag beginnende Konklave einen neuen Papst wählen. Der Versammlung gehören alle Kardinäle der katholischen Weltkirche an, die zum Zeitpunkt des Amtsverzichts von Benedikt XVI. jünger als 80 Jahre waren. Im Folgenden ein Überblick darüber, woher sie kommen, wer aus dem deutschsprachigen Raum dabei ist und was sich aus der Zusammensetzung herauslesen lässt:

 Die Kardinäle versammeln sich.

Die Kardinäle versammeln sich.

Foto: dpa, epa Osservatore Romano Pool

Wahlberechtigte Kardinäle: Von den 207 derzeit lebenden Kardinälen in aller Welt hatten beim Rücktritt 117 die Altersgrenze noch nicht überschritten und sind wahlberechtigt. Nur 115 von ihnen werden allerdings an der Papstwahl teilnehmen. Aus gesundheitlichen Gründen sagte der 78-jährige Indonesier Julius Riyadi Darmaatmadja ab. Nachdem Vorwürfe sexueller Belästigung gegen ihn laut geworden waren, entschied sich zudem der 74 Jahre alte Brite Keith O'Brien gegen eine Teilnahme. Benedikt XVI. nahm in diesem Zusammenhang auch seinen Rücktritt vom Amt des Erzbischofs von Saint Andrews und Edinburgh an.

Herkunft und Einsetzung: Von den 115 wahlberechtigten Kardinälen kommen 28 aus Italien, 32 aus anderen europäischen Ländern, 19 aus Latein- und 14 aus Nordamerika. Elf von ihnen stammen aus Afrika, zehn aus Asien und einer aus Ozeanien. Einer Mehrheit von insgesamt 67 der teilnehmenden Kardinäle wurde die Kardinalswürde während der knapp achtjährigen Amtszeit Benedikts XVI. verliehen, die am 28. Februar um 20.00 Uhr zu Ende ging. Die restlichen wurden während des Pontifikats Johannes Pauls II. in den Kardinalsstand erhoben.

Deutschsprachiger Raum: Von deutscher Seite sind sechs Kardinäle wahlberechtigt. Es handelt sich um die Kurienkardinäle Paul Josef Cordes, 78 Jahre alt, und Walter Kasper, der am 5. März 80 Jahre alt wurde, beim Rücktritt Benedikts XVI. die Altersgrenze also noch nicht überschritten hatte. Weiterhin dürfen der 76-jährige Mainzer Bischof Karl Lehmann sowie die Erzbischöfe von München, Köln und Berlin, Reinhard Marx (59), Joachim Meisner (79) und Rainer Maria Woelki (56), an der Wahl teilnehmen. Aus Österreich ist der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn (68), aus der Schweiz der Kurienkardinal Kurt Koch (62) wahlberechtigt.

Rangordnung und Leitung: Das gesamte Kardinalskollegium der katholischen Kirche und damit auch die Kardinäle im Konklave sind in drei Klassen unterteilt - Kardinalbischöfe, Kardinalpriester und Kardinaldiakone. Die Rangfolge hat aber rein symbolische Bedeutung und keine Bedeutung für den Einfluss, den die Teilnehmer auf die Wahl nehmen können. Leiter des Konklaves ist eigentlich der Kardinaldekan, ein Kardinal aus der Rangordnung der Kardinalbischöfe. Amtsinhaber Angelo Sodano aus Italien ist aber 85 Jahre alt und darf nicht teilnehmen. Die Leitung hat deshalb der 79-jährige Kardinalbischof Giovanni Battista Re, ebenfalls Italiener.

Aussichten und Einschätzung: Die Wahl eines Papsts aus Lateinamerika, Afrika oder Asien gilt trotz der zahlenmäßigen Übermacht der westlichen Staaten nicht als ausgeschlossen. Immer wieder meldeten betreffende regionale Kirchen in der Vergangenheit Ansprüche auf das Papstamt an. Zudem wird mit Spannung erwartet, ob die Wahl auf eher einen konservativen oder einen reformorientierten Kirchenvertreter fällt. Vorauszusehen ist der Ausgang der Abstimmungen aber nicht. So war die Wahl Karol Wojtylas im Jahr 1978 eine Überraschung. Mit Joseph Ratzinger rechneten 27 Jahre später hingegen viele Beobachter.

(AFP/felt)
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