Nach Kino-Massaker in Denver Die Waffenverkäufe in den USA steigen drastisch

Denver · Der Amoklauf von Colorado hat in den USA einen landesweiten Run auf Schusswaffen ausgelöst. In einigen Regionen meldeten Waffenhändler einen Umsatzanstieg von bis zu 300 Prozent seit Freitag - jenem Tag, an dem James Holmes in einem Kino um sich schoss und zwölf Menschen tötete. Bei dem Amoklauf in Aurora im US-Staat Colorado wurden zudem Dutzende Menschen verletzt.

Batman-Hauptdarsteller gedenkt der Opfer
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Als Gründe nannten Waffenhändler und Anbieter von Sicherheitskursen, die für den Erwerb einer verdeckt getragenen Schusswaffe vorgeschrieben sind, den Wunsch nach Selbstverteidigung und die Befürchtung, die Waffengesetze könnten verschärft werden.

In Colorado stieg der Waffenumsatz von Freitag bis Sonntag um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und um 43 Prozent im Vergleich zum Wochenende davor. Der Besitzer des Waffenshops Gunners Den in Arvado/Colorado sagte, für den von ihm angebotenen Kurs zur Schusswaffensicherheit hätten sich seit Freitag doppelt so viele Interessenten gemeldet. "Sie sagen: Wir wollen eine Chance haben", sagt der Ladenbesitzer Dick Rutan. "Sie wollen in der Lage sein, sich und ihre Familien zu schützen, falls sie in eine Situation wie der in dem Kino kommen."

"Wir wollen eine Chance"

Im Kreis King bei Seattle wurden seit dem Kino-Massaker doppelt soviel Anträge auf das verdeckte Tragen einer Waffe gestellt wie vor einem Jahr. In Florida wurden 2386 der beim Waffenkauf vorgeschriebenen Hintergrund-Checks registriert, 14 Prozent mehr als in der Vorwoche. In Oregon und Kalifornien stiegen Waffenverkäufe im Vergleich zum Vormonat um zehn und elf Prozent.

Ein Umsatzplus von sogar 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete der Besitzer von Outdoor Adventures in Smyrna im US-Staat Georgia. Viele seiner Kunden befürchteten, dass Politiker im Kongress das Massaker zum Anlass nehmen, den Verkauf von Schusswaffen einzuschränken, sagt Ladenbesitzer Jay Wallace. "Wir sollten wegen eines kranken Individuums nicht die Freiheiten in diesem Land vergessen und aus dem Blick verlieren", erklärt er.

Ermittlungen zufolge hat Holmes in den vergangenen Monaten methodisch Waffen und Sprengstoff gesammelt und in seiner Wohnung gelagert. Er kaufte tausende Schuss Munition, zwei Gewehre - darunter ein halbautomatisches - sowie zwei Pistolen. Am Freitag platzte er in Kampfmontur in eine "Batman"-Premiere und richtete ein Massaker an. Er wurde verhaftet und sitzt nun in Einzelhaft.

Kein politischer Wille zur Verschärfung der Waffengesetze

Der Anstieg der Waffenumsätze ist aber nicht nur das einzige Indiz, dass nach dem Blutbad bei vielen Amerikanern die Nerven blank liegen - vor allem bei Kinobesuchern. Kreischende Mädchen, ein großer Mann mit einem Rucksack, ein wegen eines unpünktlichen Filmstarts dumme Anspielungen auf Aurora von sich gebender Betrunkener führten zu panikähnlicher Aufregung an mehreren Orten.

Dass nach Amokläufen die Nachfrage nach Schusswaffen steigt, ist in den USA nicht ungewöhnlich, sagt Polizeisprecherin Cindi West von King County. Einige demokratische Kongressabgeordnete sagten zwar, das jüngste Massaker sollte Anlass für restriktivere Waffengesetze sein. Doch die politischen Führer beider Parteien in Washington wollen im Wahljahr dieses heiße Eisen nicht anpacken. Seit mehr als zehn Jahren sind die Waffengesetze nicht mehr verschärft worden.

(APD)
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