Eine der bekanntesten Waffen der Welt Die "Uzi" hat nach 60 Jahren ausgedient

Düsseldorf · Der israelische Konzern, der die Waffe baut, muss aufgeben. Die Bundeswehr ersetzt die MP durch ein neues Modell.

 Der Israeli Uziel Gal (l.) zeigt im Mai 1963 dem damaligen deutschen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) die Waffe - obwohl es offiziell noch keine diplomatischen Beziehungen gab.

Der Israeli Uziel Gal (l.) zeigt im Mai 1963 dem damaligen deutschen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) die Waffe - obwohl es offiziell noch keine diplomatischen Beziehungen gab.

Foto: dpa/Moshe_Pridan

Zehntausende deutsche Männer haben sie als Wehrpflichtige zerlegt, geputzt, eingeölt, zusammengesetzt und mit ihr auf Zielscheiben geschossen — jetzt geht die legendäre "Uzi" in den Ruhestand. Die israelische Maschinenpistole ist nach dem russischen Schnellfeuergewehr Kalaschnikow AK-47, dessen Konstrukteur Michail Kalaschnikow (94) vor wenigen Tagen gestorben ist, mutmaßlich die bekannteste Handfeuerwaffe der Welt.

Anders als die Kalaschnikow, die als Standardwaffe unter anderem von Terroristen, Islamisten, Kindersoldaten und dubiosen Milizen weltweit viele Millionen Tote gefordert hat, ist die Uzi vorrangig bei Polizei und Militär verbreitet.

Die Bundeswehr verwendet die "Uzi" bereits seit 1959 als MP 2 (mit Holzschulterstütze) und als MP 2 A1 (mit einklappbarer Metallschulterstütze). Vor allem Panzerbesatzungen und Kradmelder sind mit der sehr kompakten Schnellfeuerwaffe (sie ist nur 47 Zentimeter lang) ausgestattet. Sie kann Einzel- und Dauerfeuer schießen.

Wegen der heiklen Beziehungen zu Israel wurde beim Einführungsjahr in die Bundeswehr aber zunächst geschummelt und 1964 angegeben: Westddeutschland nahm nämlich erst 1965 offiziell diplomatische Beziehungen zum jüdischen Staat auf.

Der Erfinder der Uzi war ursprünglich Deutscher: Der 2002 in den USA verstorbene Uziel Gal (Gotthard Glass) stammte aus Weimar und war wegen der Judenverfolgung nach Palästina ausgewandert. Der junge Leutnant der israelischen Armee wurde 1949 für die Erfindung der Waffe zwar zum Hauptmann befördert, war jedoch nie an ihrem späteren finanziellen Erfolg beteiligt: Mehr als zehn Millionen Exemplare sollen seit 1954 produziert worden sein, zuletzt zum Stückpreis von knapp 500 Euro, und sind immer noch in fast 100 Ländern im Einsatz. In Belgien wurde die Waffe in Lizenz gefertigt. Weiterentwicklungen sind die noch kleineren, zum verdeckten Tragen geeigneten Mini-Uzi und Micro-Uzi.

Produziert wurde die MP in einem kleinen Werk bei Tel Aviv, das dem staatlichen israelischen Rüstungskonzern Israel Military Industries (IMI) gehörte. IMI wird jetzt wegen finanzieller Probleme privatisiert und zerschlagen; die Produktionsstätten des Konzerns werden komplett geräumt und an Immobilieninvestoren verkauft. Ob eine andere Firma die Uzi-Produktion wiederaufnehmen wird, gilt als unwahrscheinlich.

Die israelische Armee gab die robuste, treffsichere und sehr einfach zu handhabende Uzi zuletzt als "Frauenwaffe" zur Selbstverteidigung an ihre weiblichen Armeeangehörigen aus. Doch auch die Soldatinnen haben inzwischen modernere Sturmgewehre mit größerer Reichweite und höherer Durchschlagskraft erhalten.

Bei der Bundeswehr endet die Geschichte der Uzi ebenfalls: Sie wird zurzeit schrittweise durch die MP 7 von Heckler und Koch ersetzt. In die Kritik geraten war die Uzi bereits seit einigen Jahren durch lebensgefährliche unbeabsichtigte Schussabgaben: Wegen Materialverschleißes hatte sich bei heftigen Stößen oder beim Fallenlassen der Waffe mehrfach der hinten arretierte Verschluss gelöst, war nach vorn geschnellt und hatte die aus dem Magazin ins Rohr geschobene Patrone gezündet.

(RP)
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