Flammen-Inferno in Kalifornien Die Rückkehr ins Nichts

San Diego (RPO). Langsam aber sicher bekommen die Einsatzkräfte im US-Bundesstaat Kalifornien das Flammen-Inferno in den Griff. Die ersten Menschen kehren zu ihren Häusern zurück, von denen allerdings so gut wie nichts mehr übrig ist. Die verzweifelten Anwohner stehen vor dem Nichts - und hoffen auf schnelle Hilfe.

Kalifornien: Die Rückkehr ins Nichts
14 Bilder

Kalifornien: Die Rückkehr ins Nichts

14 Bilder
Foto: AP

Dan Huhn steht in den Trümmern seines Hauses bei Sacramento. Außer dem Kamin ist von seinem Traumhaus nahezu nichts mehr übrig geblieben. Sein Sohn Jake betrachtet die Überreste seines verkohlten Fahrrads.

Die Bilder des Schreckens sind allgegenwärtig: Todd Davis sitzt fassungslos dort, wo früher einmal sein Heim in Rancho Bernardo stand, während Stacey Swinson in Running Springs auf seine völlig abgebrannte Garage blickt.

Für die Menschen im US-Bundesstaat ist eine Welt zusammengebrochen. Während sich einige von ihnen bereits trotzig an den Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser machen, wenden sich andere hilfesuchend in Richtung Regierung. Die Bush-Administration hat schnelle Hilfe zugesichert, doch das tröstet hier erst einmal niemanden.

In anderen Gebieten Kaliforniens toben unterdessen noch immer die Flammen. Aber die Lage bessert sich: Der verzweifelt herbeigesehnte Wetterumschwung ist da und hilft den erschöpften Feuerwehrleuten im Katastrophengebiet. Dank des endlich abflauenden heißen Ostwindes, der die Flammen immer weiter vorangetrieben hatte, konnte die Brandbekämpfung aus der Luft verstärkt werden.

Zuversicht schöpften Feuerwehrleute und Bewohner zudem aus der Tatsache, dass bislang erst ein Todesopfer zu beklagen ist. Bei dem schweren Brand vor vier Jahren waren es 22 Tote. Die Warnung der Behörden sei diesmal eindeutiger gewesen, berichten evakuierte Bewohner.

Mindestens 500.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen - das ist die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte des US-Staates. Mehr als 172.000 Hektar Wald- und Buschland wurden verkohlt. Das entspricht einer Fläche, die etwa halb so groß ist wie das Saarland.

Brände bei Los Angeles unter Kontrolle

Inzwischen sind alle Brände bei Los Angeles unter Kontrolle, wie die Behörden mitteilten. Weiter südlich bedrohte ein Feuer noch mehr als 8.000 Häuser im Bezirk San Diego. Allein in dieser am schwersten betroffenen Region schätzen die Behörden den entstandenen Sachschaden auf mindestens eine Milliarde Dollar (700 Millionen Euro). Dort wurden 1.200 Häuser ein Raub der Flammen, insgesamt wurden 1.500 Häuser zerstört. Hubschrauber und Tankflugzeuge luden am Mittwoch mehr als 30 Wasserladungen auf einen Brand in den San-Bernardino-Bergen ab, der bei Lake Arrowhead mehrere hundert Häuser zerstörte.

US-Präsident George W. Bush versicherte den Betroffenen, dass sie nicht allein gelassen würden. "Wir sind besorgt um ihre Sicherheit, wir sind besorgt um ihr Eigentum", sagte Bush nach einer Kabinettssitzung. In einigen Regionen konnten die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren, so etwa in den Ortschaften Carlsbad, Chula Vista, Del Mar, Encinitas und Solana Beach. Bush wollte am (heutigen) Donnerstag das Katastrophengebiet besuchen.

Die Feuerwehr in Kalifornien erwartet nun eine verstärkte Unterstützung aus anderen US-Staaten. Der Feuerwehrchef im Bezirk Orange, Chip Prather, kritisierte, das Leben seiner Männer werde gefährdet, weil es zu wenig Einsatzkräfte gebe. Bei einem verstärkten Einsatz von Löschflugzeugen hätte ein Brand bei Irvine unter Kontrolle gebracht werden können.

Bei den Waldbränden wurden 21 Feuerwehrleute und mindestens 24 Bewohner verletzt. Ein Mensch kam in den Flammen ums Leben. Die Behörden von San Diego teilten mit, dass außerdem fünf Menschen während der Evakuierung ums Leben kamen.

Brandstiftung vermutet

Unterdessen verstärkten sich die Hinweise, dass ein Teil der Feuer auf Brandstiftung zurückgeht. Die Ermittlungen zu einem Brand im Orange County, der neun Häuser zerstörte, ergab, dass das Feuer an drei unterschiedlichen Stellen gleichzeitig begann.

Im Bezirk San Bernardino wurde ein Verdächtiger verhaftet. Ein weiterer Mann wurde nach Angaben der Behörden von Polizisten erschossen, als er zu fliehen versuchte. Aus Angst vor Trittbrettfahrern wurden in der gesamten Region die Kontrollen verschärft.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort