Bergung vor Insel Giglio Die letzte Reise der "Costa Concordia"

Giglio · Zweieinhalb Jahre nach dem tragischen Unglück vor der italienischen Insel Giglio geht die beispiellose Bergung des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" in ihre entscheidende Phase. Der nach seinem Kentern wieder aufgerichtete Stahlgigant soll am Montag für seine letzte Reise um mehrere Meter angehoben werden.

Das Wrack der "Costa Concordia" wird gebogen
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Das Wrack der "Costa Concordia" wird gebogen

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Glückt das Unternehmen, wird das Schiff zur Verschrottung nach Genua geschleppt. Umweltschützer sind besorgt. Der Leiter des Unterfangens, der Südafrikaner Nick Sloane, beschreibt die Anhebung als "kritischsten" Moment des Projekts. "Ein so großes Passagierschiff wieder schwimmfähig zu machen, wurde noch nie zuvor versucht", sagt der 53-Jährige. Nachdem das Schiff im vergangenen Herbst aus seiner Seitenlage wieder aufgerichtet wurde, soll nun der Rumpf aus einer Wassertiefe von 30 Metern um zwölf Meter angehoben werden.

Dafür befestigten Ingenieure und Techniker 30 Wassertanks an beiden Flanken des mehr als 114.000 Tonnen schweren Kolosses. Wenn das Wasser mit Hilfe komprimierter Luft aus den Tanks gedrückt wird, treiben sie auf und heben so das Schiff an - soweit die Theorie. "Das schlimmste Szenario wäre, wenn das Schiff auseinander bricht oder kippt", sagt Greenpeace-Expertin Giorgia Monti. Sie und andere Beobachter der Umweltschutzorganisation wollen die Anhebung und die letzte Fahrt des Schiffes begleiten. Im Falle eines Scheiterns der mehr als eine Milliarde Euro teuren Operation wären die Folgen für das Meeresschutzgebiet rund um Giglio fatal.

Das Schiff ist geflutet mit mehr als 250.000 Kubikmetern verschmutztem Wasser. Geschätzte 100 Tonnen Treibstoff sind noch immer an Bord. Zudem treiben im Inneren des Schiffes die Bruchteile der Inneneinrichtung. Selbst im Erfolgsfall wird während der mehr als 200 Kilometer langen Fahrt zum Hafen von Genua Dreck ins Meer gelangen.

Die Eigentümerin des Schiffes, die Reederei Costa Crociere, beteuert, die zu erwartende Umweltbelastung entspreche der eines jeden anderen Schiffes, das die viel befahrene Region passiert. Während der vier bis fünf Tage dauernden Fahrt Richtung Norden, vorbei an den Inseln Korsika und Elba, wird zur Sicherheit der Luftraum gesperrt und der Schiffsverkehr eingeschränkt.

Eine Vorhut soll zudem nach Walen und Delfinen Ausschau halten und diese gegebenenfalls von der Route der "Costa Concordia" vertreiben. Nachdem die Umweltschutzaufsicht am Samstag grünes Licht gab, kann die Hebe-Operation am frühen Montagmorgen beginnen. Zunächst wird das Schiff nur um zwei Meter angehoben und dann um 30 Meter versetzt. Anschließend erfolgt das Hochpumpen um die übrigen zehn Meter. Ingenieure werden dabei Deck für Deck, die das Meer freigibt, auf Schäden untersuchen.

Die Abfahrt des Schlepptrosses wurde für den 21. Juli angesetzt. Immer vorausgesetzt, dass der Wind nicht stärker als mit 30 Stundenkilometern weht und die Wellen nicht höher als zweiter Meter schlagen. 32 Menschen starben, als die "Costa Concordia" wegen des Leichtsinns ihrer Besatzung am 13. Januar 2012 mit 4229 Menschen an Bord kenterte - darunter zwölf Deutsche und ein Inder, dessen Leichnam bis heute nicht gefunden wurde. Wenn das Schiff wie geplant Genua erreicht, wird es unweit jener Werft verschrottet, die den Dampfer im Jahr 2006 gebaut hatte.

(DEU)
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