Bürgerkrieg in Syrien Die Kämpfe um Aleppo gehen weiter

Aleppo · Angesichts eines Großangriffs syrischer Regierungstruppen auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo mehren sich internationale Appelle, die Gewalt zu beenden. Nach einer Kampfpause in der Nacht sind die Kämpfe zwischen Rebellen und Soldaten wieder aufgeflammt.

2012: Syrer fliehen vor dem Bürgerkrieg
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Foto: dpa, Anadolu Agency

Nach der nächtlichen Gefechtspause sind die Kämpfe um die syrische Millionenmetropole Aleppo am Sonntagmorgen wieder aufgeflammt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London meldete Gefechte aus den Vierteln Bab al-Dschadid, Sahra und Arkuba. Die Regierungstruppen setzten Kampfflugzeuge ein, es seien Explosionen zu hören. Ein Kommandeur der Rebellen hatte zuvor berichtet, die Angriffe auf das von den Aufständischen gehaltene Viertel Salaheddin hätten zwischenzeitlich aufgehört.

UN-Vollversammlung

Die Arabische Liga teilte mit, sie wolle mit einer Resolution in der UN-Vollversammlung sichere Häfen für die Zivilbevölkerung erreichen. Der UN-Sondergesandte Kofi Annan rief das Regime von Präsident Baschar Assad und die Rebellen auf, alle Verpflichtungen aus dem internationalen Menschenrecht zu erfüllen, "Zurückhaltung zu üben und Blutvergießen zu vermeiden".

Außenminister Guido Westerwelle warf dem Assad-Regime "verbrecherische Akte" vor und forderte den Machthaber auf, "seinen Posten zu räumen und das Land zu verlassen."

In einer Erklärung drückte die Arabische Liga ihre "tiefe Unzufriedenheit über die Akte der Unterdrückung des syrischen Regimes" aus, insbesondere "den Einsatz schwerer Waffen gegen das eigene Volk". Sie appellierte an die Regierung in Damaskus, "den Kreislauf des Tötens und der Gewalt zu stoppen und die Belagerung syrischer Wohnviertel zu beenden".

Hollande fordert Einlenken

Der französische Staatspräsident François Hollande rief angesichts der Offensive und eines befürchteten Massakers an der Zivilbevölkerung Aleppos die UN-Vetomächte Russland und China zu einem Einlenken im Syrien-Konflikt auf. Moskau und Peking sollten berücksichtigen, dass "Chaos und Bürgerkrieg herrschen werden, wenn Baschar Assad nicht gestoppt wird", sagte Hollande am Samstag dem Fernsehsender iTele TV. Die Vereinten Nationen müssten "so schnell wie möglich" handeln, denn Assad werde "bis zum Ende Gewalt anwenden".

Russland und China legten bereits mehrfach ihr Veto gegen Resolutionen des Weltsicherheitsrats zu Syrien ein.

Auch Russland, ein langjähriger Verbündeter der syrischen Regierung, warnte vor einer drohenden Tragödie in Aleppo. Zugleich erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow jedoch, es sei unrealistisch, von den syrischen Streitkräften zu erwarten, dass sie tatenlos zusähen, wie die Rebellen wichtige Städte einnehmen. Der türkische Außenminister Ahmed Davutoglu sagte, dass das Regime eine Stadt zerstöre, zeige, welches Ausmaß die Unterdrückung in Syrien erreicht habe. Die syrische regierungstreue Zeitung "Al Watan" bezeichnete die Kämpfe um Aleppo als "Mutter aller Schlachten".

Der Londoner Beobachtungsstelle zufolge stellten gegen Samstagabend die syrischen Regierungstruppen die Straßenkämpfe in Aleppo ein. Mehrere Viertel seien stattdessen mit Artillerie beschossen worden, Kampfhubschrauber hätten Rebellenstellungen angegriffen. 22 Menschen, überwiegend Zivilpersonen, seien bei den Kämpfen am Samstag getötet worden. Insgesamt hätten die Gefechte in der vergangenen Woche in Aleppo schätzungsweise 162 Menschen das Leben gekostet, Regierungssoldaten nicht eingerechnet.

Westerwelle über Lage der Christen besorgt

Westerwelle äußerte in der Zeitung "Bild am Sonntag" seine Sorge über die Lage der Christen in Syrien. "Wir dürfen nicht zulassen, dass ihr Recht auf Religionsfreiheit in dem Konflikt unter die Räder kommt", sagte der FDP-Politiker. "Wir erwarten von allen, die für ein neues Syrien eintreten, dass sie Pluralität und Glaubensfreiheit achten."

(AFP/dapd)
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