Franziskus und Benedikt Die erste Enzyklika von zwei Päpsten

Rom · Der Vatikan hat am Freitag erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche eine gemeinsame Enzyklika zweier Päpste veröffentlicht. Das Werk mit dem Titel "Lumen Fidei" ("Licht des Glaubens" wurde von dem zurückgetretenen Benedikt XVI. begonnen und von seinem Nachfolger Franziskus vollendet.

Benedikt bezieht seinen Alterswohnsitz
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Auf knapp 90 Seiten befassen sich die beiden Päpste mit dem Glauben. Sein Licht könne das gesamte Sein des Menschen erleuchten, heißt es in der Einleitung. Enzykliken sind die wichtigsten päpstlichen Schreiben.

Unterzeichnet wurde die Enzyklika nur von Franziskus, Benedikt hat nach seinen Angaben jedoch viel zu dem Werk beigetragen. "Dafür bin ich ihm zutiefst dankbar", schreibt er in der Enzyklika. "In der Brüderlichkeit in Christus übernehme ich seine wertvolle Arbeit und ergänze den Text durch einige weitere Beiträge."

Die neue Enzyklika sei eine Fortführung der vorherigen Enzykliken Benedikts zur Liebe und zur Hoffnung.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte es als "bemerkenswertes Zeichen, dass Papst Franziskus bei aller Verschiedenheit der beteiligten Personen und Charismen großzügig von seinem Vorgänger die Ausarbeitung in der Substanz übernommen hat".

Dies sage für die Kontinuität der Lehre in der Kirche und über die enge Zusammengehörigkeit beider viel aus, heißt es in einer in Bonn veröffentlichten Erklärung weiter. "So fügen sich beide Pontifikate gut zusammen", fügte Zollitsch hinzu.

Die beiden Päpste hatten sich am Freitagmorgen bei der Einweihung eines neuen Denkmals im Vatikan getroffen und sich mit einer langen Umarmung begrüßt.

Die letzten zehn Enzykliken:

PAPST BENEDIKT XVI.

- In seiner Sozialenzyklika "Caritas in veritate" ("Die Liebe in der Wahrheit", 29. Juni 2009) pocht Benedikt vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise auf ein Wirtschaften, das sich an ethischen Zielen und am Gemeinwohl ausrichtet. Er regt an, eine "echte politische Weltautorität" zu schaffen.

- In der Enzyklika "Spe salvi" ("Gerettet durch Hoffnung", 30. November 2007) wendet er sich gegen Ideologien, Wissenschaft, Politik und Fortschrittsglauben als Ersatz für christliche Hoffnung auf das ewige Leben.

- In seiner ersten Enzyklika "Deus caritas est" ("Gott ist Liebe", 25. Dezember 2005") betont er die Gottes- und Nächstenliebe als Bedingungen für eine sozial gerechte und menschenwürdige Welt.

JOHANNES PAUL II.

- In seiner 14. Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" (17. April 2003) über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche erteilt der Papst dem Wunsch vieler Gläubigen nach einem gemeinsamen Abendmahl oder Eucharistiefeier von Katholiken und Protestanten eine klare Absage.

- In "Fides et Ratio" ("Glaube und Vernunft", 14. September 1998) warnt er vor einer ausschließlich weltlich ausgerichteten Wissenschaft.

- In "Ut Unum Sint" ("Dass alle eins sind", 25. Mai 1995) zu Fragen der Ökumene ruft er zum Dialog zwischen den christlichen Kirchen und zum gemeinsamen Engagement für Frieden und Menschenrechte auf.

- In seiner Moralenzyklika "Evangelium Vitae" (25. März 1995) über den Wert und die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens verurteilt Johannes Paul II. jede Form von Abtreibung und Euthanasie als schweres Verbrechen und ruft zum Widerstand gegen diese "Kultur des Todes" auf.

- In seinem Lehrschreiben "Veritatis Splendor" ("Der Glanz der Wahrheit", 6. August 1993) bekräftigt er das Verbot der künstlichen Geburtenkontrolle und verpflichtet die katholischen Theologen zu strengem Gehorsam gegenüber der päpstlichen Lehre.

- In "Centesimus Annus" (1. Mai 1991) zum hundertsten Jahrestag der ersten päpstlichen Sozialenzyklika "Rerum Novarum" stellt er den Zusammenbruch der sozialistischen Systeme in Osteuropa in den Mittelpunkt. Zwar begrüßt er Marktwirtschaft und Privateigentum, doch warnt er auch vor einer "radikalen kapitalistischen Ideologie".

- In "Redemptoris Missio" ("Die Sendung des Erlösers", 7. Dezember 1990) ruft der Papst die katholische Kirche zur "Erneuerung des missionarischen Eifers" auf.

(dpa)
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