Bürgerkrieg in Syrien Deutscher in Aleppo in Haft

Damaskus/Berlin · Im Zentralgefängnis der umkämpften syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo ist auch ein Deutscher inhaftiert. Der Mann fürchtet nach eigenen Angaben um sein Leben.

2012: Syrer fliehen vor dem Bürgerkrieg
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Foto: dpa, Anadolu Agency

In der seit Wochen umkämpften syrischen Stadt Aleppo sitzt auch ein Mann mit deutscher Staatsbürgerschaft in Haft. Der 51-Jährige beschwert sich nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag) über mangelhafte Unterstützung durch die Bundesregierung. Das Auswärtige Amt habe "total versagt".

Nach der Erschießung von mehreren Häftlingen in der vergangenen Woche fürchte er ebenfalls um sein Leben. Menschenrechtsorganisationen hatten jüngst von Massakern in Syriens Gefängnissen berichtet.

Botschaft geschlossen

Das Auswärtige Amt ging auf die Vorwürfe am Mittwochabend nicht näher ein. Eine Ministeriumssprecherin erklärte aber, der Fall sei bekannt. Zugleich verwies sie darauf, dass die deutsche Botschaft in Damaskus aus Sicherheitsgründen bereits seit Monaten geschlossen sei.

Damaskus sei aber aufgefordert worden, "Zugang zu Medikamenten zu gewähren und die Einhaltung der UN-Standards für die Gefangenenbetreuung" zu garantieren.

Die Angaben des Deutschen, der auch einen syrischen Pass hat, lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Nach Informationen der "Süddeutschen" soll er bereits 2006 wegen Kontakten zu der in Syrien verbotenen Muslimbruderschaft verurteilt worden sein.

Gefälschter Pass

Der Mann sei eigentlich irakischer Kurde, aber mit einem gefälschten syrischen Pass in den 80er Jahren nach Deutschland gekommen. Er habe lange in Regensburg gelebt.

Kämpfe um Aleppo

In der Metropole Aleppo warten Rebellen und Regime auf die Entscheidung, die syrische Armee rückt weiter vor. Nach Angaben oppositioneller Aktivisten hat die Armee am Donnerstag Aleppo erneut unter schweren Beschuss genommen. Die Viertel Hanano, Sachur, Schaar und Seif al-Daula seien in der Nacht von Regierungstruppen beschossen worden, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte unter Berufung auf Angaben von Aktivisten und Zeugen vor Ort mit. Örtliche Koodinierungskomitees, die in Syrien den Aufstand organisieren, bestätigten die heftigen Angriffe.

Am Mittwoch waren der Beobachtungsstelle zufolge landesweit mindestens 167 Menschen getötet worden, darunter fast hundert Zivilisten. Allein in Aleppo starben demnach 33 Menschen.

Die Kämpfe um die strategisch wichtige Wirtschaftsmetropole gelten als entscheidend in dem blutigen Konflikt. Am Mittwoch meldete die Armee zunächst die Einnahme der Rebellenhochburg Salaheddin. Später erklärten die Rebellen jedoch, einen Teil des Viertels zurückerobert zu haben.

(dpa/AFP)
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