Polarschiff steckt im Eis fest Der rettende Eisbrecher ist in Sichtweite

Hobart · Sie sind auf den Spuren eines legendären Polarforschers und sitzen fest im Packeis der Antarktis: Für eine Gruppe von Touristen und Forschern auf der "MV Akademik Shokalskiy" aber naht nun Rettung. Und der Expeditionsleiter versorgt die Welt per Twitter aus der Eiswüste.

 Das ist die Besatzung des Polarschiffs.

Das ist die Besatzung des Polarschiffs.

Foto: dpa

Es sind eindrucksvolle Bilder, die Chris Turney vom klirrend-kalten Ende der Welt via Kurznachrichtendienst Twitter versendet: Der Expeditionsleiter sitzt mit 74 Forschern und Touristen fest. Das Packeis der Antarktis hindert das Polarschiff "MV Akademik Shokalskiy" an der Weiterfahrt.

Doch nun naht Rettung für die eingeschlossene Gemeinschaft. Am Freitagmorgen twittert Turney, dass es großartige Neuigkeiten gibt. Der chinesische Eisbrecher "Snow Dragon" ist bereits in Sichtweite. "Alle sind sehr glücklich." Als Beleg liefert er ein Foto mit, das den Eisbrecher am Ende des Horizonts zeigt, während eine Gruppe von Adelie-Pinguinen neugierig ums Schiff schlendert.

Great news. Icebreaker Snow Dragon on horizon with penguins! Everyone very happy! #spiritofmawson pic.twitter.com/IsMEKOCOwp

Ein Wetterwandel machte der Expedition 2800 Kilometer südlich von Hobart in Tasmanien einen Strich durch die Rechnung. Die Lage war durchaus ernst — doch der Stimmung an Bord scheint dies keinen Abbruch zu tun. Die Stimmung sei gut gewesen, berichtete der Leiter jüngst und alles seit aufregend, "fast wie bei den frühen Entdeckern".

Turney twittert über den Account @ProfChrisTurney in die Welt. Turney gibt der britischen BBC Interviews, und alles ist abrufbar auf Youtube — bizarrer könnte der Kontrast nicht sein: Hier der technologische Fortschritt, der es Menschen ermöglicht, aus allen Ecken der Welt Informationen zu versenden. Dort die ungeheure Macht der Natur, die den Menschen schnell hilflos erscheinen lässt.

Die Besatzung der "MV Akademik Shokalskiy" hatte am 1. Weihnachtstag einen Notruf abgesetzt. Drei Eisbrecher in der Region machten sich sofort auf den Weg. Der chinesische Snow Dragon" - auf deutsch: Schneedrache — trifft nun als erster ein. Der "Snow Dragon" soll dem Schiff einen Weg aus dem Eis bahnen.

Die "Shokalskiy" ist auf einer fünfwöchigen Expedition in Erinnerung an die "Australasische Antarktis-Expedition" vor 100 Jahren. Expeditionsleiter Turney wollte Messungen wiederholen, die der damalige Expeditionsleiter Sir Douglas Mawson vorgenommen hatte.

Der war vor gut 100 Jahren von Hobart auf Tasmanien zur ersten australischen Antarktis-Expedition aufgebrochen. Mit dem privat finanzierten Trip wollte Turney Mawsons Reise nacherleben und einige seiner Messungen wiederholen.

(nbe)
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