Katastrophe in Ludwigshafen Der Brand brach im Keller aus

Gaziantep/Türkei (RPO). Jetzt ist es eine offizielle Aussage: Der Großbrand mit neun Todesopfern in Ludwigshafen ist im Keller des Hauses ausgebrochen. Die Ursache des Feuers aber bleibt weiter unbekannt, erklärte der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig.

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Foto: AP

Weder eine Brandstiftung noch ein technischer Defekt könnten derzeit ausgeschlossen werden. Die im Gebäude gesicherten Spuren würden in Labors ausgewertet. Die Sachverständigen bräuchten noch zusätzliche Informationen. Liebig erklärte, es sei eher unwahrscheinlich, dass es noch in der laufenden Woche gelinge, die Brandursache zweifelsfrei zu klären. Aber zumindest eins scheint nun sicher: Zeugenaussagen zweier Mädchen, nach denen ein Unbekannter im Flur des Hauses das Feuer legte, sind widerlegt.

Zeitgleich wurde Kritik laut, die Brandkatastrophe von Ludwigshafen wäre nach Einschätzung eines Notarztes vermeidbar gewesen. Die Rettungskräfte hätten früher alarmiert werden müssen, sagt einer der beteiligten Helfer. "Wäre der Notruf fünf Minuten früher eingegangen, hätte man alle retten können", sagte Albrecht Reinicke, Notarzt und einer der ersten Helfer, die an dem brennenden Haus in Ludwigshafen eintrafen, am Sonntagabend in der TV-Sendung "Anne Will". Die Notrufe seien zu spät gekommen, außerdem seien ungewöhnlich wenige eingegangen.

"Es gibt insgesamt nur sieben Notrufe auf das Ereignis, davon einer von der Polizei", sagte Reinicke. Am Montagmorgen setzten die Beamten der Spurensicherung ihre Arbeit in der Brandruine fort. Wie Polizeisprecher Michael Lindner mitteilte, untersuchten die Ermittler auf der Suche nach der Brandursache vor allem den Inhalt mehrerer Müllcontainer. Über die Ergebnisse der Ermittlungsarbeit teilte die Polizei zunächst nichts mit.

Tote bestattet

Unterdessen nahmen am Montag rund 2000 Trauernde Abschied von den neun Opfern der Brandkatastrophe in Ludwigshafen. Die Verstorbenen wurde in ihrer türkischen Heimat beigesetzt. Auch einige Politiker wohnten der Zeremonie im südöstlichen Gaziantep bei. Die neun Särge, die am Sonntag in die Türkei geflogen wurden, waren in die türkische Flagge gehüllt und mit Rosen übersät.

Angesichts der noch laufenden Ermittlungen rief der Bürgermeister von Gaziantep, Asim Güzelbey, zur Ruhe auf und versicherte die Trauergäste, die deutschen Behörden täten ihr Bestes, um den Fall aufzuklären.

Angehörige glauben an einen Anschlag

Der deutsche Botschafter Eckart Cuntz sprach den Hinterbliebenen der Opfer in einer auf Türkisch gehaltenen Rede sein Beileid aus. "Dieser Schmerz hat uns vereint", sagte Cuntz. "Ich weiß, dass es sehr schwer ist, den Kummer zu überwinden", aber er könne auch ein Anfang sein, für eine größere Freundschaft und ein größeres Verständnis zwischen Türken und Deutschen.

Die Mutter eines der Opfer hatte zuvor erklärt, das Feuer sei vermutlich auf Brandstiftung aus fremdenfeindlichen Motiven zurückzuführen. "Es hat Feindseligkeiten gegen uns Türken gegeben, aber die deutschen Behörden haben das nicht ernst genommen", sagte Karanfil Calar. Auch in der türkischen Presse waren nach dem Brand Vermutungen laut geworden, Neonazis könnten einen Anschlag verübt haben.

(ap)
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