Proteste in Frankreich Demos gegen Polizeigewalt enden blutig

Vor einer Woche starb ein junger Umweltschützer in Frankreich durch eine Polizeigranate. Am Wochenende darauf protestieren Hunderte Franzosen auf mehreren Kundgebungen. Es kommt zu heftigen Ausschreitungen, es gibt Schwerverletzte unter Polizisten wie auch Demonstranten. Die Politik verurteilt die Gewalt.

Demos gegen Polizeigewalt in Frankreich eskalieren
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Eine Woche nach dem Tod des jungen Demonstranten beteiligten sich hunderte Menschen in mehreren Städten des Landes an Kundgebungen. Sie richten sich gegen Polizeigewalt. Aber friedlich verlaufen sie nicht. In der westfranzösischen Stadt Nantes sowie im südfranzösischen Toulouse kam es zu Ausschreitungen, mindestens fünf Demonstranten und vier Polizisten wurden verletzt. Die Polizei sprach von Dutzenden Festnahmen.

An der Demonstration in Nantes nahmen am Samstag laut Polizei bis zu 800 Menschen teil. Die Ausschreitungen begannen am Nachmittag, an ihnen beteiligten sich nach Angaben der Behörden rund 200 gewaltbereite Demonstranten. Sie riefen unter anderem "Bullen, Schweine, Mörder" und warfen mit Flaschen und anderen Gegenständen auf Beamte. Die Polizei setzte unter anderem Tränengas und Gummigeschosse ein. Fünf Demonstranten wurden verletzt, einer von ihnen erlitt einen offenen Nasenbruch. Auch drei Polizisten wurden nach Behördenangaben verletzt. 21 Kundgebungsteilnehmer wurden festgenommen. Erst am Abend kehrte Ruhe ein.

Auch in der Innenstadt von Toulouse geriet die Lage außer Kontrolle, als einige Demonstranten das massive Polizeiaufgebot mit Steinen, Flaschen und anderen Gegenständen bewarfen. Die Beamten setzten Tränengas und offenbar auch Gummigeschosse ein, um die Menge auseinanderzutreiben. In Nantes sollen nach Angaben des Präfekten der Region Loire-Atlantik einige Flaschen mit Säure gefüllt gewesen sein. Demonstriert wurde auch in Lille, Amiens, Bordeaux, Avignon, Montpellier, Brest und Saint-Brieuc. In Dijon gingen Schaufensterscheiben zu Bruch, Wände wurden mit Parolen verschmiert.

Auslöser der Proteste: Am 26. Oktober war bei einer Protestveranstaltung bei Toulouse der 21-jährige Umweltschützer Remi Fraisse von einer Polizeigranate tödlich verletzt worden. Innenminister Bernard Cazeneuve untersagte daraufhin den Einsatz von Granaten bei der Polizei.

In der Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" nannte Cazeneuve die Gewaltausbrüche eine "Beleidigung des Andenkens an Remi Fraisse". Die Schuldigen würden zur Verantwortung gezogen. Gleichzeitig mahnte Cazeneuve zur Ruhe.

Der Grünen-Parlamentarier François de Rugy verurteilte die Gewaltausbrüche ebenfalls: "Es gibt Leute, die suchen gezielt nach einer Konfrontation mit der Polizei, sie bevorzugen Gewalt. Wir waren nie darunter", sagte er am Sonntag dem Hörfunksender Radio France Info. De Rugys Partei hatte die Regierung nach dem Tod des Aktivisten heftig kritisiert.

Umweltschützer protestieren seit Monaten gegen den Bau eines Staudamms in einem Wald rund 50 Kilometer nordöstlich von Toulouse. Fraisse' Tod hatte die Kritik an dem millionenschweren Projekt vestärkt. Umwelt- und Energieministerin Ségolène Royal will sich am Dienstag mit allen Gesellschaftern des Projekts treffen, um das weitere Vorgehen zu beraten.

(dpa AFP)
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