Zeitweise 15.000 Menschen Camp mit haitianischen Migranten in Texas geräumt

Del Rio/Texas · Unter einer internationalen Brücke im texanischen Del Rio hatten sich Tausende Asylsuchende aus Haiti versammelt. Jetzt ist das Lager leer, vielen der Menschen droht die Abschiebung.

 Migranten, viele von ihnen aus Haiti, warten in Schlangen auf Busse unter der Del Rio International Bridge in Del Rio, Texas.

Migranten, viele von ihnen aus Haiti, warten in Schlangen auf Busse unter der Del Rio International Bridge in Del Rio, Texas.

Foto: dpa/Julio Cortez

Ein Lager mit vormals rund 15.000 geflüchteten Haitianern in der texanischen Grenzstadt Del Rio ist am Freitag aufgelöst worden. Zuletzt hatten sich nur noch etwa 225 Menschen in dem provisorischen Camp aufgehalten. Der Bürgermeister von Del Rio, Bruno Lozano, nannte die Räumung des Lagers eine „phänomenale Nachricht“. Vielen der Haitianern droht eine Abschiebung in ihre Heimat.

Zuvor hatte eine Gewährsperson der AP gesagt, es habe am Mittwoch drei Abschiebeflüge gegeben, am Donnerstag fünf - am Freitag und Sonntag sollten an Bord von jeweils sieben Flügen täglich Menschen zurück nach Haiti gebracht werden, am Samstag waren demnach sechs Flüge geplant.

Die Zahl der in der Grenzstadt auf Asyl hoffenden Haitianer war am Wochenende in die Höhe geschossen, angesichts von Verwirrung über die Migrationspolitik der Regierung von Präsident Joe Biden und Desinformation in sozialen Netzwerken. Die Haitianer suchten in den USA nach humanitärem Schutz, nachdem die Regierung jüngst den Schutz für etwa 100.000 Haitianer ausgeweitet hatte, die sich bereits in den USA befanden. Doch galt dies nicht für Neuankömmlinge aus dem ärmsten Land der westlichen Hemisphäre.

Die USA und Mexiko bemühten sich um eine Beendigung der zunehmend politisierten humanitären Situation an der Grenze. Diese führte zum Rücktritt des Sondergesandten der US-Regierung für Haiti aus Protest gegen eine „inhumane“ Deportation haitianischer Migranten aus den USA in ihre Heimat, und zog Kritik unter anderen durch Unicef nach sich.

Präsident Biden kritisierte am Freitag den Einsatz von berittenen Sicherheitskräften Anfang der Woche, die Menschen mit ihren Pferden an einer Durchquerung des Grenzflusses Rio Grande hinderten. Der Einsatz sei gefährlich und falsch gewesen, die Verantwortlichen müssten dafür „bezahlen“, sagte er. „So sind wir einfach nicht“, sagte Biden. Der Zwischenfall wird untersucht, er hatte einen Aufschrei der Empörung ausgelöst.

Das Heimatschutzministerium hat erklärt, bislang seien etwa 2000 Haitianer mit Flügen seit Sonntag außer Landes gebracht worden. Etwa 3900 Fälle seien für eine mögliche Rückkehr nach Haiti oder an Einwanderungsgerichten in Bearbeitung. Weitere Menschen aus Haiti wurden aus Del Rio zunächst ziehen gelassen, mit der Auflage, vor Gerichten zu erscheinen oder sich bei den Einwanderungsbehörden zu melden. Tausende kehrten zudem den Angaben zufolge nach Mexiko zurück.

(chal/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort