Mehr als 300 Menschen vermisst Mindestens 58 Tote bei Dammbruch in Brasilien

Brumadinho · Die Dammbruch-Katastrophe hatte sich am Freitag in der Gemeinde Brumadinho ereignet. Die Zahl der Vermissten ist auf über 300 gestiegen. Der TÜV Süd soll den Damm noch im September untersucht haben.

 Menschen beobachten die Schlammmassen nach dem Bruch eines Staudamms an der Feijão Eisenerzmine.

Menschen beobachten die Schlammmassen nach dem Bruch eines Staudamms an der Feijão Eisenerzmine.

Foto: dpa/Rodney Costa

Nach der dem Dammbruch in Brasilien ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 58 gestiegen. Wie ein Sprecher des brasilianischen Zivilschutzes des Bundesstaates Minas Gerais am Sonntag (Ortszeit) sagte, erhöhte sich die Zahl der Vermissten auf 305. Wegen der Gefahr eines weiteren Dammbruchs mussten die Sucharbeiten vorübergehend unterbrochen werden.

Gegen 5.30 Uhr wurden die Bewohner rund um den Bergbaukomplex Corrego do Feijao über Lautsprecher vor einem gefährlich hohen Wasserstand gewarnt. Die Einsatzkräfte unterbrachen daraufhin ihre Suchaktion, weil ein zweiter Dammbruch befürchtet wurde, und leiteten Evakuierungen ein. Später gaben Behörden dann aber Entwarnung.

Die Suche nach weiteren Opfern wurde zu Lande und aus der Luft fortsetzt. Ein Bus mit Leichen wurde entdeckt. Unklar war aber zunächst, wieviele Tote es im Inneren des Fahrzeugs gab.

Dutzende Hubschrauber waren im Einsatz, weil der Schlamm für eine Suche an vielen Stellen zu dick war. Das Militär setzte rund tausend Soldaten sowie Spürhunde ein. Überlebenden wurde es unterdessen gestattet, in ihre Häuser zurückzukehren.

Die Dammbruch-Katastrophe hatte sich am Freitag in der Gemeinde Brumadinho im südöstlichen Bundesstaat Minas Gerais ereignet. Nach einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken für Bergbauabfälle ergossen sich Millionen Tonnen Schlamm über die Umgebung des Bergwerks. Die Schlammmassen begruben Häuser, Autos und Straßen unter sich.Die Rettungskräfte hoffen immer noch, Überlebende zu finden - die Chancen gelten aber als gering und sinken mit jeder Stunde.

Am Sonntagabend landete ein Team der israelischen Armee mit 130 Einsatzkräften und 16 Tonnen Material in der Großstadt Belo Horizonte. Die Helfer sollen die Sucharbeiten ab Montag mit Sonargeräten unterstützen, mit denen Körper auch in großer Tiefe aufgespürt werden können.

Präsident Jair Bolsonaro machte sich mit einem Flug über dem Katastrophengebiet ein Bild von der Zerstörung. Via Kurzmitteilungsdienst Twitter äußerte er später seine Bestürzung. Es sei "schwierig, angesichts der Bilder nicht emotional zu werden". Es werde alles getan, um den Überlebenden zu helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen, für Gerechtigkeit zu sorgen und "neue Tragödien zu vermeiden".

Überlebende suchten unterdessen nach Angehörigen oder beklagten den Verlust ihrer Häuser. "Hier lebten Menschen, standen Häuser", sagte die 57-jährige Rosilene Aganetti, die in einem der betroffenen Dörfer lebt. "Ich bin völlig niedergeschlagen durch diese Tragödie." Mehrere ihrer Freunde, die zum Unglückszeitpunkt gerade in der Cafeteria des Bergbaunternehmens Vale waren, seien verschwunden. Eine andere Frau, Suely de Olivera Costa, suchte ihren Mann. Vale habe den Ort Brumadinho zerstört - "und niemand tut etwas".

Der 1976 gebaute und 86 Meter hohe Unglücksdamm war stillgelegt und zum Abriss vorgesehen. Das Bergbauunternehmen Vale, Eigentümer des Unglücksdamms, beteuert, eine Inspektion des TÜV Süd habe im September keine Beanstandungen ergeben. Auch bei einer weiteren Kontrolle im Januar seien keine Mängel festgestellt worden.

Die brasilianische Justiz fror bereits elf Milliarden Real (2,6 Milliarden Euro) auf den Konten von Vale für mögliche Entschädigungszahlungen ein. Außerdem wurde das Unternehmen vom Staat und vom Bundesstaat mit ersten Strafen in Höhe von 81 Millionen Euro belegt.

Der brasilianische Ableger der Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärte, solche Vorfälle seien "keine Unfälle, sondern Umweltverbrechen", die verfolgt und bestraft werden müssten. Der Dammbruch sei eine "traurige Folge" von Nachlässigkeiten der Regierung und der Bergbauunternehmen.

(lukra/AFP)
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