Die Insel Giglio und die "Costa Concordia" "Momentan sind wir für die Welt nur die Insel der Katastrophe"

Giglio · Zweieinhalb Jahre ist es jetzt her, dass die "Costa Concordia" aufgrund eines riskanten Manövers der Crew Schiffbruch erlitt und 32 Menschen mit in den Tod riss. Zweieinhalb Jahre, die das Wrack vor der Insel Giglio liegt. Nun steht der Abtransport des Kreuzfahrtschiffes unmittelbar bevor. Doch für die Menschen auf der kleinen Mittelmeer-Insel ist das Unglück damit noch nicht abgeschlossen.

"Costa Concordia" - jetzt schwimmt sie wieder
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Vergessen kann Sergio Ortelli die Katastrophe nicht. Auch wenn das Wrack der "Costa Concordia" die Insel Giglio in einigen Tagen verlassen hat, können der Bürgermeister und die Bewohner noch nicht abschließen. "Es bleibt die Tragödie zurück, es bleiben die Toten. Dieser Stachel im Fleisch wird entfernt, aber es bleibt der Schmerz", sagte Ortelli. Zweieinhalb Jahre mussten die Bewohner der kleinen Mittelmeer-Insel mit dem rostigen Wrack leben, Einbußen im Tourismus hinnehmen. Und auch wenn die Bergung abgeschlossen ist, bleibt es für die Menschen ein langer Weg zurück zur Normalität.

Aufmerksam verfolgen die Bewohner den letzten Akt der rund 1,5 Milliarden Euro teuren Bergungsaktion. "Man kann nicht verleugnen, dass das Abschleppen der Concordia für uns eine Befreiung sein wird", sagte der Priester Lorenzo Pasquotti der Nachrichtenagentur Adnkronos. "Es wird sicherlich keine Feier geben, aber wir freuen uns, dass das Wrack verschwindet." Schon am kommenden Wochenende könnte das soweit sein, zweieinhalb Jahre nach der folgenschweren Havarie vor der Insel. "Jetzt sind 31 Monate vergangen. Es ist an der Zeit, sie wegzubringen", meinte der Südafrikaner Nick Sloane, der das Bergungsprojekt leitet.

"Wir werden niemals vergessen können"

Doch auch wenn die "Postkartenansicht der Schande", wie die Bewohner Giglios den Anblick des havarierten Kolosses vor ihrer Insel nennen, verschwindet: Der Schrecken bleibt. Viele erinnern sich noch gut an die kalte Januarnacht, als die "Costa Concordia" mit mehr als 4000 Menschen an Bord zu nah an die Insel heranfuhr, einen Felsen rammte, und leckschlug. "Ich sehe die Bänke meiner Kirche und sehe sie wieder wie in dieser Nacht vor mir, voll mit frierenden, schweigenden Menschen", erzählte Pasquotti. "Wir werden niemals vergessen können."

Die Bewohner haben sich mit der Zeit an den surrealen Anblick des rostenden Wracks gewöhnt, dennoch können sie es kaum erwarten, den Koloss und mit ihm die Containerstadt für die Arbeiter und Techniker loszuwerden. "400 Arbeiter ersetzen niemals 4000 Touristen, die in einer normalen Sommersaison zu uns gekommen sind", klagte Ortelli im "Corriere della Sera". Für den Tourismus und das Image der Insel war das Unglück aus seiner Sicht fatal. "Der Tourismus hat sich halbiert, wir müssen uns ein neues Image aufbauen. Momentan sind wir für die Welt nur die Insel der Katastrophe."

Und auch Hotelbesitzer Paolo Fanciulli meint: "Natürlich hat die Concordia unser Leben verändert." Die Menschen wünschen sich deshalb nach dem Abtransport nur eins: Möglichst schnell in ihr altes Leben zurückkzukehren. Die Spuren der Bergungsarbeiten sollen verschwinden, der Meeresboden wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden. "Es muss sofort mit der Wiederherstellung begonnen werden", forderte Ortelli. Italiens Umweltminister Gian Luca Galletti versprach: "Wir werden die Insel so zurückgeben, wie sie war."

(dpa)
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