Er warnte vor dem Coronavirus Whistleblower-Arzt in Wuhan gestorben - Chinas Regierung startet Untersuchung

Peking · Der chinesische Arzt Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus gewarnt hatte, ist an dem Virus gestorben. Jetzt hat die chinesische Regierung eine offizielle Untersuchung gestartet.

 Eine Frau zeigt während eines Presserundgangs in einem Labor des Landesgesundheitsamtes einen Test für das neue Virus 2019-nCov.

Eine Frau zeigt während eines Presserundgangs in einem Labor des Landesgesundheitsamtes einen Test für das neue Virus 2019-nCov.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ein chinesischer Mediziner, der als einer der ersten vor dem neuartigen Coronavirus gewarnt hatte, ist nun selber an der Infektion gestorben. Der 34-jährige Li Wenliang habe sich im Kampf gegen das Virus selbst angesteckt, teilte das Zentralkrankenhaus der Millionenmetropole Wuhan am Freitag im Onlinedienst Weibo mit. Die "umfassenden Anstrengungen", sein Leben zu retten, seien vergeblich gewesen.

Li war als Augenarzt an dem Krankenhaus tätig gewesen. Er stellte Ende des vergangenen Jahres bei Patienten Symptome fest, die jenen des Sars-Erregers ähnelten. An dem Sars-Virus waren laut der offiziellen Bilanz in den Jahren 2002 und 2003 insgesamt 349 Menschen in Festlandchina gestorben.

In einer Botschaft an Kollegen vom 30. Dezember informierte Li über seine Erkenntnisse. Zusammen mit sieben Kollegen, die ebenfalls von der Existenz des neuartigen Virus berichtet hatten, wurde er daraufhin von der Polizei wegen der "Verbreitung von Gerüchten" ermahnt. Li steckte sich später bei der Behandlung eines Patienten an.

In den chinesischen Online-Netzwerken sorgte Lis Tod für Trauer und Wut. Von vielen Internetnutzern wurde Li gepriesen. Er sei "ein Held", der seinen Einsatz gegen das Virus mit dem Leben bezahlt habe, schrieb ein Nutzer, der sich als orthopädischer Chirurg bezeichnete, im Netzwerk Weibo.

Schon vor Lis Tod hatte es in China immer mehr Kritik am Umgang der chinesischen Behörden mit der Epidemie gegeben. Nun kündigten die chinesischen Korruptionsbehörden eine Untersuchung an. Die Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei wird nach eigenen Angaben ein Ermittlerteam nach Wuhan schicken, das eine "umfassende Untersuchung" zu von der Bevölkerung aufgebrachten "Fragen" im Zusammenhang mit Lis Tod vornehmen soll.

Im Januar hatte bereits das oberste Gericht Chinas das Vorgehen der Polizei in Wuhan kritisiert. Die Polizei habe die ersten "Gerüchteverbreiter" bestraft, statt auf die Informationen zu reagieren, erklärte das Gericht. Die Ausbreitung des Erregers hätte demnach eingedämmt werden können, "wenn die Öffentlichkeit die 'Gerüchte' zu der Zeit geglaubt hätte".

Am Montag hatte auch Chinas Führung in einem ungewöhnlichen Schritt "Fehler" im Umgang mit der Epidemie eingeräumt. Der Ständige Ausschuss des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei erklärte, die Reaktion auf die Epidemie habe "Fehler und Schwierigkeiten" beim nationalen Notfallmanagement offengelegt.

Die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Virus ist inzwischen in Festlandchina deutlich höher als während der Sars-Epidemie. Nach neuen Zahlen der chinesischen Regierung vom Freitag starben inzwischen 636 Menschen in Festlandchina an den Folgen der Infektion.

(zim/dpa/AFP)
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